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Die ersten Test mit Gehirnzellen von Ratten zeigten vielversprechende Ergebnisse. Bald schon sollen Zellen aus dem menschlichen Gehirn bei der Steuerung von Robotern helfen.

Fotos: APA, APA/EPA/JOCHEN LUEBKE

Reading - Erste Tests mit Gehirnzellen von Ratten verliefen vielversprechend, doch damit wollen sich die Forscher der britischen Universität Reading nicht zufrieden geben. Derzeit arbeiten die Wissenschafter auf einen Roboter hin, der von menschlichen Gehirnzellen gesteuert wird. Bald schon soll ein entsprechender Prototyp durch das Labor von Kevin Warwick und Ben Whalley fahren.

Bei den momentan laufenden Tests wurde ein einfacher Roboter mit 300.000 in einer Nährlösung gezüchteten Rattenhirnzellen ausgerüstet. Die Zellen waren an die Abstands-Sensoren des Roboters angeschlossen und erwiesen sich als fähig, den Roboter durch einen Raum zu steuern. Dabei zeigte sich der Rattenroboter erstaunlich agil und wich Hindernissen geschickt aus. Nun sollen in einem nächsten Schritt ähnliche Versuche mit menschlichen Gehirnzellen unternommen werden.

"Bursting"

Die Beobachtung, wie die menschlichen Neuronen auf Stimulation reagieren, könnte unter anderem auch wichtige Erkenntnisse in der neurologischen Erforschung von Krankheiten wie Epilepsie liefern, erklärten die Forscher. Ein als "Bursting" bekanntes Phänomen, welches das gelegentliche gleichzeitige "Steckenbleiben" zahlreicher Neuronen beschreibt, ähnelt den Vorgängen, die im menschlichen Gehirn bei einem epileptischen Anfall vorkommen. Gelingt es den Forschern, dieses Phänomen bei ihren Robotern mithilfe chemischer, elektrischer oder physischer Reize zu verändern, könnte dies einen entscheidenden Fortschritt im Bereich der Epilepsietherapie bedeuten.

Die Verwendung menschlicher Gehirnzellen soll auch helfen, Unterschiede in den Funktionen der Gehirne von Menschen und Ratten festzustellen. "Wir werden versuchen, herauszufinden, ob sich die Lernfähigkeit und das Gedächtnis unterscheiden", sagt Warwick. Dabei sollen Roboter jeweils von Gehirnzellen der verschiedenen Spezies kontrolliert werden. Anschließend wird untersucht, ob es Unterschiede gibt.

Keine ethischen Vorbehalte

Die ersten Versuche mit menschlichen Gehirnzellen sollen starten, sobald die Tests mit dem Ratten-Äquivalent abgeschlossen sind. Um ethische Vorbehalte machen sich die Forscher indes keine Sorgen, da die Gehirnzellen-Kulturen frei erhältlich sind. "Ethische Fragen muss sich die Firma stellen, von der wir die Gehirnzellen beziehen", sagt Whalley. (red/pte)