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Der Einstieg von Magna bei Opel bedeutet noch lange kein Happy End. Im Bild: Das Opel-Werk in Antwerpen.
Berlin - Bei Opel werden nach der Übernahme durch Magna mehr Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren als bisher bekannt. Neben 3000 Stellen in der Produktion sollen auch 1500 Verwaltungsjobs gestrichen werden. Der deutsche Bundeswirtschafsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sagte am Wochenende, das sei allen Beteiligten vorher klar gewesen. Der Opel-Betriebsrat forderte als Gegenleistung für den Stellenverlust mehr Mitbestimmung. Der von der Politik eingefädelte Verkauf sorgt in der EU für Unmut.
"Insgesamt fallen 10.500 Stellen weg, davon etwa 4500 in Deutschland", zitierte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung einen Magna-Sprecher. Das Unternehmen wollte sich am Sonntag nicht weiter zu dieser Aussage äußern. Allerdings kündigte Magna für heute, Montag, in Frankfurt eine Pressekonferenz zusammen mit der russischen Sberbank an, auf der Details zu Opel zu erwarten sind. Opel beschäftigt an den vier deutschen Standorten mehr als 25.000 Mitarbeiter.
Nach monatelangem Poker hatte der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna gemeinsam mit der Sberbank von der früheren Opel-Mutter General Motors den Zuschlag für 55 Prozent an Opel bekommen. Verträge sind aber noch nicht geschlossen.
Magna müsse nun seine Seriosität unter Beweis stellen, forderte IG-Metall-Chef Berthold. "Wir erwarten von Magna die Einhaltung der gemachten Zusagen. Das gilt vor allem für die Zahl der Arbeitsplätze und den Erhalt der Standorte", sagte er der Bild am Sonntag. Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel meinte in der Welt am Sonntag, die Belegschaft sei bereit, einen Sanierungsbeitrag von 1,2 bis 1,6 Mrd. Euro in den nächsten fünf Jahren zu erbringen. Das Geld solle über Lohneinbußen oder Stellenabbau aufgebracht werden. "Dafür verlangen wir ein Vetorecht bei Themen wie Stellenabbau, Verlagerungen von Produktion oder Werkschließungen."
Unmut in anderen EU-Staaten
In anderen EU-Ländern mit Opel-Standorten wie Belgien, Polen oder Großbritannien herrscht indessen großer Unmut über das Vorgehen der deutschen Regierung. Laut Spiegel erwögen diese Länder bei der EU-Kommission Beschwerden gegen die deutschen Beihilfen. Diese überschritten mit 4,5 Milliarden Euro die zulässige Größenordnung, da als Obergrenze für gewöhnlich die Lohnsumme gelte, die bei Opel aber geringer ausfalle. Zudem habe die EU-Kommission festgestellt, dass das Werk in Antwerpen, das geschlossen werden soll, wirtschaftlicher sei als das in Bochum, das erhalten bleiben soll. Eine solche betriebswirtschaftlich unsinnige Entscheidung sei aber nach EU-Recht untersagt, wenn der Staat mit Bürgschaften eingreife.
Nach Auffassung des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer ist Opel wettbewerbsfähig. Er widersprach damit Opel-Treuhand-Vertreter und Ex-Conti-Chef Manfred Wennemer. Mit dem Insignia zeige Opel die Fähigkeit, sehr wettbewerbsfähige Fahrzeuge zu bauen.
Das Europäische Parlament will am Montag über den Verkauf debattieren. Liberalen-Fraktionschef Guy Verhofstadt sagte, es verstoße gegen EU-Recht, dass ein Staat Finanzhilfen gewähre gegen die Zusage, dass Fabriken in dem Land nicht geschlossen würden. Er habe Kommissionspräsident José Manuel Barroso aufgefordert sicherzustellen, dass durch die deutschen Hilfen GM-Werke in anderen EU-Ländern nicht benachteiligt würden.
Hessens Ministerpräsident Roland Koch sagte, das Magna-Konzept sei europatauglich. Er erwarte, dass ein Teil der 4,5 Mrd. Euro an Bürgschaften von anderen EU-Staaten übernommen würden. Österreich hat bereits deutlich gemacht, den Opel-Kauf durch Magna nicht mitsubventionieren zu wollen. Es gäbe aber die Möglichkeit für Magna, um Staatshaftungen für die Industrie anzusuchen. (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 14.9.2009)