Taipeh - In Taiwan ist der zu lebenslanger Haft verurteilte Ex-Präsident Chen Shui-bian in Berufung gegangen. Die Anklage sei politisch motiviert gewesen, ließ der China-Kritiker am Montag mitteilen. Er habe sich nichts zu schulden kommen lassen und fordere das Gericht auf, den Fall fair, unparteiisch und transparent zu verhandeln.
Chen, der Taiwan von 2000 bis 2008 regierte, war in einem spektakulären Korruptionsprozess am Freitag zu lebenslanger Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet 4,1 Millionen Euro verurteilt worden. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Chen mehrfach Bestechungsgelder angenommen und mit Hilfe seiner Ehefrau Staatsgelder in Millionenhöhe veruntreut hatte. Insgesamt sprach das Gericht Chen in sechs Punkten für schuldig. Seine Ehefrau wurde ebenfalls zu lebenslanger Haft sowie einer noch höheren Geldstrafe von umgerechnet 6,2 Millionen Euro verurteilt. Sein Sohn und seine Stieftochter erhielten Haftstrafen zwischen 20 und 30 Monaten.
Während seiner zwei Amtszeiten hatte Chen mit anti-chinesischen Äußerungen und Forderungen nach einer offiziellen Loslösung von China das Verhältnis zur Regierung in Peking extrem belastet. Auch die USA kritisierten Chen für seinen konfrontativen Kurs in der Außenpolitik. Sein Nachfolger Ma Ying-jeou hat versöhnlichere Töne angeschlagen und strebt ein besserer Verhältnis mit China an, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet. (APA/Reuters)