Belgrad - Der mutmaßliche Mörder des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic war eines der Gründungsmitglieder der berüchtigten "Roten Barette". Wegen ihrer Verwicklung in den Djindjic-Mord und Verbindungen zu Unterwelt wurde am Dienstag die Auflösung dieser Spezialeinheit des Innenministeriums (JSO) verfügt.
Zvezdan "Zveki" Jovanovic, der laut Polizei am 12. März die tödlichen Schüsse auf Djindjic abgegeben hat, war stellvertretender Kommandant der "Roten Barette". Der frühere JSO-Kommandant und Chef des Zemun-Clans, Milorad Lukovic "Legija", gilt als Hauptverdächtiger für die Planung und Durchführung des Attentats. Er ist weiterhin flüchtig.
Jovanovic war seit ihrer Geburtsstunde Mitglied der "Roten Barette". Die am 4. Mai 1991 entstandene Einheit hatte zuerst nur 57 Angehörige, die von einem Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes, dem einstigen Berufspiloten Dragan Vasiljkovic alias "Kapitän Dragan", ausgebildet worden waren. Die tatsächliche Stärke der "Roten Barette" wurde offiziell nie mitgeteilt.
Während der Kriege in Kroatien und Bosnien-Herzegowina hatte die Einheit nie mehr als 5.000 Angehörige gehabt. Sie trug damals noch keinen offiziellen Namen, fiel allerdings durch die Kopfbedeckung auf. Erst nach dem Kriegsende in Bosnien bekam die Einheit auch ihre offiziellen Bezeichnung: Einheit für Spezialoperationen (JSO).
Wie sich nun herausgestellt hat, war die Truppe eindeutig die am besten ausgerüstete Einheit der Sicherheitskräfte Serbien-Montenegros (vormals Jugoslawien). In der Ära von Slobodan Milosevic erfolgte die Finanzierung neben dem Budget auch auf Nebenkanälen wie durch Geldüberweisungen des mächtigen jugoslawischen Zollchefs Mihalj Kertes, aber auch durch Einnahmen aus dem Rauschgifthandel.
Später waren zunehmend auch führende serbische Geschäftsleute unter Druck gesetzt worden, ihre "Vaterlandsliebe" durch konkrete Geldspenden zu beweisen. Diese Art der Finanzierung sei auch nach der Wende in Belgrad im Jahre 2000 nicht eingestellt worden, meinte der Analytiker der Zeitschrift "Vreme", Dejan Anastasijevic, gegenüber dem Sender B-92. (APA)