Warum mögen immer mehr Menschen Schmuck aus breitgelatschten Flip Flops, Plastikbeutel-Kosmetiktaschen oder Zahnbürstenhalter aus Tennisbällen? Solche Artikel haben meist Gebrauchsspuren, sind zugleich oft teurer als ihre industriell gefertigten Artgenossen und entziehen sich damit der üblichen Marktlogik. Upcyling ist mehr als Recycling, nämlich wenn aus gebrauchtem Material etwas Neues und darüber hinaus Wertvolleres entsteht.

Foto: hokohoko

Recycling ist längst alles andere als ein Zeichen von Armut. In einer Zeit, in der digitale Güter allen jederzeit zur Verfügung stehen, weil sie nahezu unbegrenzt vervielfältigt werden können, werden Limitierung oder Einzigartigkeit wertvoller. Hektisches Saisonshopping und kurze Updatezyklen geben Sammeln und Bewahren ein eigenes Flair. Nostalgie-Artikel sind als letzte Überlebende ihrer Produktionsreihe rar. Daher liegt das Wiederverwenden von begrenzt zur Verfügung stehenden Materialien wie ausgemusterten 2nd-Hand-Gütern vom Flohmarkt nahe.

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Dass 2nd-Hand-Gegenstände ihre Geschichte mit sich herum tragen, wissen alle, die nicht gerne Flohmarkt-Schuhe kaufen. Mit Upcycling geht das auch anders. Ein gebrauchter Fahrradschlauch erzählt von sportlich zurückgelegten Wegen. Ein Olivenölfass träumt von sonnigen Tagen in Griechenland und von rauen, aber herzlichen ErntehelferInnen. "Wer einen Schlauchgürtel oder eine Ölfasskinderküche kauft, kauft sie mit Gebrauchsspuren und oft genau wegen dieser ganz besonderen Atmosphäre", meint Jörg Buss des Internetshops hokohoko.

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Vom Design zur Kunst ist es ein kleiner Schritt: Zunehmend konzentriert sich die Bedeutung auf die Metaebene. Die Beschäftigung mit gesellschaftlich relevanten oder brisanten Themen, mit spezifischen Materialien und Methoden ihrer Zeit ist oft Gegenstand der Kunst. Daher bieten Galerien oder Museen dem Publikum heute Upcycling-Ausstellungen. Hat noch Andy Warhol die Konservendose kunstvoll in Serie gesiebdruckt, so setzt heute Willie Cole den Damenschuh zum unbenutzbaren "Love Seat" zusammen.

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Was als Müllvermeidung begonnen hat, hat sich heute verselbstständigt. Die ökologische Effizienz ist jedoch zweifelhaft. "Meiner Ansicht nach ist Upcycling nicht die Zukunft ökologischen Designs. Doch solange Designer diese Produkte mit dem Anspruch vermarkten, die Kunden zum Nachdenken über ihr Konsumverhalten zu verführen, ist es immer noch ein wichtiger Aspekt nachhaltigen Designs. PVC wird nur leider nicht weniger giftig, wenn man aus einer gebrauchten Plane eine Tasche fertigt, die im besten Fall fünf Jahre getragen wird. Letztendlich ist es erforderlich, intelligente Materialien zu entwickeln, die es erlauben, innovative Produkte zu kreieren, ohne über das Material in Bezug auf seine Umweltverträglichkeit achten zu müssen", meint Dunja Karabaic, Veranstalterin der "Ökorausch", Messe für Design mit Bewusstsein in Köln.

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Wiederverwertet wird auch seit längerem bei hokohoko. In diesem Online-Shop bieten viele DesignerInnen ihre Upcycling-Artikel an: Von ono bis poc, wie die gezeigten Bilder beweisen: www.hokohoko.com. (red)

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