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Jim Carroll, Autor und Punk, starb 60-jährig in New York.
New York / Wien - Drogen und Sport, das ist nicht allein ein Double-Burger unserer Tage. Der New Yorker Jim Carroll bewies bereits mit seinen 1978 erschienenen autobiografischen Aufzeichnungen The Basketball Diaries, dass Drogen und Sport zumindest eine Zeitlang durchaus konvenieren.
Damals war der am 1.August 1949 geborene Autor und Musiker in US-amerikanischen Underground-Zirkeln bereits ein Star. Große Namen der Beat-Literatur wie William S. Burroughs, Jack Kerouac oder Allen Ginsberg sahen in dem seit den späten 1960er-Jahren veröffentlichenden jungen Autor einen Fackelträger ihrer Sache. Unter dem Eindruck der New Yorker Punk-Szene und ermutigt von Patti Smith gründete der als James Dennis Carroll Geborene zudem seine eigene Punkband: The Jim Carroll Band, der Keith Richards von den Rolling Stones einen Vertrag bei Atlantic Records verschaffte. Der Song People Who Died wurde ein College-Radio-Hit und fand seinen Weg auf den Soundtrack von Stephen Spielbergs E. T. - Der Außerirdische (1982) ebenso wie später in das Remake des Zombie-Klassikers Dawn of the Dead (2004). Weiters kollaborierte er mit Lou Reed, Boz Scaggs, Pearl Jam oder Rancid.
Sein Hauptwerk blieb aber The Basketball Diaries. Mittels eines Sportstipendiums des elitären Trinity College in New York begann Carroll als Teenager leidenschaftlich Basketball zu spielen. Doch seine Obsession weitete er bald auch auf andere Gebiete jugendlichen Interesses aus: Sex, Drogen und alles, was sonst noch so zählt, verliehen seinen Aufzeichnungen eine altersgemäße Wildheit, die er mit eloquenter Formulierungskunst bündelte.
Aus der ursprünglich anvisierten Sportkarriere wurde also schlussendlich nichts. Seine Drogenabhängigkeit war da ebenso hinderlich wie die Literatur, die ihm als Ventil bald auch Lebensinhalt wurde. 1980 wurden die Diaries neuaufgelegt und ein Bestseller - vor allem unter Schülern und Studenten. 1995 verfilmte Scott Kalvert das Buch mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle.
Carroll veröffentlichte indes weiterhin Bücher oder Spoken-Word-Alben. 1998 nahm er mit Pools Of Mercury ein weiteres Album auf, das zwar kommerziell unauffällig blieb, aber seinen Status als kompromisslose Underground-Erscheinung untermauerte. Am Wochenende ist Carroll in seiner New Yorker Wohnung tot aufgefunden worden, als Todesursache wird Herzversagen genannt. Jim Carroll wurde 60 Jahre alt. (Karl Fluch, DER STANDARD/Printausgabe, 15.09.2009)