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Archivbild aus dem Jahr 1976. Seit zur Körperlichkeit auch die Politik kam, ist die Luft ein wenig raus.

Foto: REUTERS/Candice Bergen/George Eastman House

Heidelberg - Anhand der Person Arnold Schwarzenegger lassen sich viele Facetten der US-amerikanischen Kultur darstellen: Diesem Phänomen widmet sich eine interdisziplinäre Tagung am Heidelberg Center for American Studies, die vom 18. bis 20. September stattfindet. Analysiert wird dabei, inwiefern sich die Betonung von Körper und Image aus Schwarzeneggers Filmen auf dessen politische Tätigkeit als kalifornischer Gouverneur sowie auf die Kultur der USA ausgewirkt hat. Zur Sprache kommt dabei auch der Wandel des politischen Images des gebürtigen Österreichers.

Kultureller Kontext

"Arnold Schwarzenegger ist eine Linse, durch die man die US-amerikanische Gesellschaft gut betrachten kann", erklärt Simon Wendt, Experte für Transcultural Studies und Organisator der Tagung. Schwarzenegger verdanke seine Karriere vom Bodybuilder zum Schauspieler und Politiker den kulturellen Eigenheiten der USA, da erst diese ihm den Aufbau eines bestimmten Images ermöglicht hätten. Andererseits habe er selbst auch vor dem Eintritt in die Politik die US-Gesellschaft bedeutend geprägt. "Er machte erst die Fitnessbewegung salonfähig. Zudem wurde er durch die Auswahl der Filme, in der er beteiligt war, zur kulturellen Ikone." Schwarzenegger halte den Mythos aufrecht, man könne es in den USA durch harte Arbeit vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen. Zudem habe er die Umsetzung seiner früheren Ankündung erreicht, zuerst weltbester Bodybuilder zu werden, dann Filmstar, dann eine schöne und bekannte Frau zu heiraten und schließlich in die Politik zu gehen.

Schwarzenegger sei es gelungen, eine Vielzahl der Bilder, die er sich durch die Bodybuilder- und Schauspieltätigkeit angeeignet hatte, in seine politische Tätigkeit mitzunehmen. "Am deutlichsten wurde das im Begriff 'Governator', mit dem sich Schwarzenegger unter Bezug auf seine Filmkarriere in Wahlkampagnen darstellte. Allerdings nutzen sich Images mit der Zeit ab, da sie in der kalifornischen Realität nicht viel helfen", betont Wendt. Zwar pflegte Schwarzenegger durch das medienwirksame Stapfen durch bei Waldbränden vernichtete Häuser das Bild eines volksnahen Problemlösers, der anpacken will. Der Umsetzung vieler seiner Vorhaben hätten jedoch der starke politische Gegenwind in Kalifornien wie auch die finanzielle Schuldenkrise des US-Bundesstaates vereitelt. "Die Politik hat Schwarzenegger entzaubert. Er hat sein Heldenimage aufgebraucht, wird jedoch noch als Idol wahrgenommen", so die Analyse des Amerikanisten.

Auslaufende Amtszeit

Als kritischen Moment des kalifornischen Politikers wertet Wendt dessen Garantie, es werde in seinem von Defiziten geschüttelten Bundesstaat keine Steuererhöhungen geben. "Das hatte viele Kürzungen von Sozialprogrammen zufolge, die zwar der höhergestellten Mittelklasse Recht waren, jedoch Einkommensschwache benachteiligten." Oft kritisiert wurde auch seine Haltung gegenüber den mexikanisch-stämmigen Bevölkerung. "Der selbst Eingewanderte hat sich immer zur multikulturellen Gesellschaft der USA bekannt, die teilweise einzigartige Möglichkeiten bieten kann. Die Weißen stellen in Kalifornien allerdings nicht mehr lange den größten Anteil der Bevölkerung und werden bald von Latinos und Asiaten überholt werden. Wenn Schwarzenegger auch als moderater Republikaner zu bezeichnen ist, engagierte er sich kaum für Minderheiten, was ihm schnell den Vorwurf des Rassismus brachte."

Im November 2010 endet die Amtszeit Schwarzeneggers endgültig, denn eine zweite Verlängerung ist nicht möglich. "Er wird in der verbleibenden Zeit nicht mehr viel verändern können. Weitere Kürzungen zur Verringerung des Haushaltsdefizits stehen an", vermutet Wendt. Prognosen für die weitere Zukunft seien schwer zu treffen. "Lange spekulierte man über Schwarzeneggers Kandidatur für den US-Senat, doch es häuft sich der Eindruck, dass ihn die Politik frustriert. Vielleicht wendet er sich etwas ganz anderem zu, denn er ist immer für Überraschungen gut." Im Rampenlicht werde Arnold Schwarzenegger jedoch auch weiterhin bleiben, prophezeit der Heidelberger Amerikanist. (pte/red)