Mag sein, dass die OECD mit ihrer Warnung vor einer Rekordarbeitslosigkeit in den Industrieländern ein bisschen dick aufgetragen hat. 57 Millionen unselbstständig Erwerbstätige ohne Erwerbsarbeit im zweiten Halbjahr 2010 - das ist in der Tat ein Horrorszenario. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es ohne weltweite Konjunkturankurbelungspakete in Milliardenhöhe noch viel schlimmer kommen würde.
Ob die Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nun auf Punkt und Komma eintreffen wird oder nicht: Die österreichische Regierung wurde nach ihrer Wohlfühlklausur, in der laut Kanzler Werner Faymann sogar nichtgegebene Versprechen eingehalten wurden, von der OECD hoffentlich wieder auf den Boden der Realität des Arbeitslebens heruntergeholt.
Es gibt Grund zur Sorge, auch wenn Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer dies bestreitet. Denn wohl haben in Österreich bis dato weniger Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, weil Milliarden in Kurzarbeit, Lehrlingsauffangnetze und vor allem Bahn- und Straßenbau gepumpt wurden. Innovativ waren die Steuergeldausgaben jedoch nicht.
Im Gegenteil. Das Geld wird nach Uraltmuster just in jene Branchen gesteckt, die Anwärter für eine Verlagerung in Billiglohnländer sind - oder hochsubventioniert. Selbst die Chance, Kurzarbeitszuschüsse an verpflichtende Weiterbildung zu koppeln, wurde vertan. So produziert man schöne Statistiken - und irgendwann Massenarbeitslosigkeit. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.9.2009)