Ljubljana - Beim slowenischen börsenotierten Haushaltsgeräte-Produzenten Gorenje ist die Produktion nach einem zweitägigen Arbeiterprotest heute, Donnerstag, wieder aufgenommen worden. Der Vorstand und Arbeitervertreter hatten nach stundenlangen Verhandlungen am Mittwochabend eine Vereinbarung erreicht, wonach Gorenje seinen Beschäftigten eine einmalige Gehaltszulage in der Höhe von 150 Euro auszahlen wird. Die Verhandlungen über Lohnsteigerung werden unterdessen fortgesetzt, berichten slowenische Medien.

Vereinbart wurde auch die Wiedereinführung einer 40-Stunden-Woche ab 1. Oktober, da nach Angaben des Vorstands die Aufträge um 30 Prozent gestiegen sind. Für die Vollzeitarbeit sollen die Arbeiter auch wieder volles Gehalt erhalten, während über weitere Lohnerhöhungen noch verhandelt wird. Gorenje hat wegen der Wirtschaftskrise Ende 2008 die Löhne um 10 Prozent gekürzt, im Februar wurde dann die vom Staat subventionierte Kurzarbeit und im Juli auch der Zwangsurlaub eingeführt.

Unzufriedene Arbeiter haben am Dienstagvormittag spontan die Arbeit in zwei Gorenje-Werken niedergelegt, am Mittwoch weitete sich der Protest auf alle Betriebe aus. Auslöser des Protests waren Unregelmäßigkeiten bei den jüngsten Lohnzahlungen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Die Arbeiter legten ihre Arbeit nieder, als sie feststellten, dass sie im August für eine 36-Stunden-Woche genauso viel verdienten, wie im Juli als sie zu Hause auf Zwangsurlaub waren.

Die größte Streikaktion seit 30 Jahren bei Gorenje stand im Zusammenhang mit den eingeführten Krisenmaßnahmen und einer tiefen Unzufriedenheit mit den Löhnen aus. Arbeiter verdienen am Fließband nach eigenen Angaben im Schnitt rund 400 Euro netto im Monat. Der Durchschnittsnettolohn in Slowenien beträgt rund 920 Euro. "Ich schäme mich zu sagen, wie viel ich verdiene. Wenn ich auf die Straße betteln gehen würde, würde ich genauso viel bekommen", beklagten sich die Arbeiter. "Alles hat seine Grenzen", hörte man am Dienstag in der Menschenmenge vor dem Unternehmenssitz in Velenje. Laut Medienberichten hatten rund 2.000 Beschäftigte an dem Protest teilgenommen.

"Löhne über Branchenschnitt"

Der Gorenje-Vorstand warnte aber vor zu hohen Forderungen. "Wir können die Löhne nicht unverhältnismäßig erhöhen, weil wir damit Verluste riskieren", sagte Gorenje-Chef Franjo Bobinac am Dienstag. Laut dem Vorstand beträgt der Mindestlohn beim Haushaltsgeräte-Produzenten 433 Euro, der Durchschnittslohn zwischen 500 und 600 Euro. Somit liegen die Löhne um 8 Prozent über den Branchendurchschnitt, behauptet die Unternehmensführung. Der zweitägige Produktionsstopp soll Gorenje 4 Mio. Euro gekostet haben.

Das Arbeitsamt wird unterdessen die angeblichen Unregelmäßigkeiten bei der Umsetzung der Krisenmaßnahmen prüfen. Die Arbeitern berichteten, dass sie trotz Kurzarbeit auch Überstunden machen mussten, was bei dieser Maßnahme untersagt ist. Der Vorstand wies alle Vorwürfe zurück. Gorenje ist der größte Nutzer der staatlich subventionierten Krisenmaßnahmen. Seit Februar waren fast 6.500 Beschäftigte in Kurzarbeit. Das Unternehmen erhielt eine Subvention in der Höhe von 3,1 Mio. Euro. (APA)