Unentwegt auf der Suche nach Fehlern in der Software: Victor Morales.

Foto: Festspielhaus St. Pölten

Er selbst sieht sich als "Video Game Modifier": Victor Morales, Artist in Residence der Saison 2009/10 am Festspielhaus St. Pölten, generiert Kunst aus Fehlern. "Ich eigne mir laufend neue Design- und Programmierfähigkeiten für die von mir eingesetzten Programme an. Etwas, das ich immer suche, sind Fehler in der Software. Diese Fehler und Bugs öffnen den Weg in eine surreale Welt, die allerdings weder ein Produkt der Fantasie noch der Träume ist. ,Maschinenfehler‘ sind augenscheinlich nicht menschlich, öffnen aber durch überraschende Bilder, Töne, Ideen und ihr Verhalten ein Fenster zur Realität, das von Menschen gemacht ist, aber nicht menschlich ist." Diese "Unfälle" in Spielen verknüpft Victor Morales mit anderen Quellen: mit Musik oder Hörspielen etwa, er setzt aber auch Puppen ein und erweitert seine visuellen Sensationen um Performance-Elemente.

Begonnen hat der aus Caracas stammende Morales zunächst ganz konventionell als Regisseur in New York. Nach einem Master of Arts on Technology arbeitete er als Videoassistent für die Wooster Group, wirkte als Darsteller und Designer an diversen experimentellen Theaterprojekten in Berlin und New York mit und jobbte als 2-D/3-D-Animator fürs Fernsehen. Der tägliche Umgang mit diversen Programmen brachte ihn zur "Fehlersuche", seit 2004 betreibt er diese quasi hauptberuflich. "Ich versuche, Computer als ein Ausdrucksmittel in Performances einzusetzen, dazu verwende ich Videospiele und andere Realtime-Video- und Bildbearbeitungssoftware."

Für seine Produktion Bagdad brennt etwa nutzte Morales das Ego-Shooter-Spiel Crysis als Basis. Er holt das Geschehen aus einer fernen Zukunft zurück in die Gegenwart, verknüpft die virtuellen Kämpfe mit einem realen Krisenherd. Die Zeit in St.Pölten möchte Morales für Live-Auftritte nutzen, "die beste Methode, menschlichen Kontakt in einer Zeit der Virtualisierung zu schaffen, die uns einerseits neue Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet, andererseits aber auch von der natürlichen und sozialen Realität in unseren Städten und Straßen entkoppelt. (Markus Mittringer, DER STANDARD, Printausgabe, 18.09.2009)