Bratislava - Zwischen Ungarn und der Slowakei ist es am Donnerstag zu einem neuerlichen diplomatischen Eklat gekommen. Anlass war ein Interview des ungarischen Außenministers Peter Balazs mit der "Süddeutschen Zeitung". Der slowakische Außenminister Miroslav Lajcak zitierte am Nachmittag den ungarischen Botschafter in Bratislava zu sich, um ihm seine "Empörung" über beleidigende Äußerungen seines ungarischen Amtskollegen über die Slowakei auszudrücken.

Balazs hatte im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) erklärt, Ungarn sei "der ältere Bruder der Slowakei" und müsse den kleinen Bruder (Slowakei) erst "europäische Sitten lehren". Außerdem verglich Balazs die Slowakei im Sprachenstreit mit der ehemaligen Ceausescu-Diktatur in Rumänien.

Heftiger Protest

Dagegen protestierte das slowakische Außenministerium heftig. In einer der dpa vorliegenden Stellungnahme kritisierte Außenminister Lajcak die Äußerungen von Balazs als "inakzeptabel". Gerade nachdem sich die Ministerpräsidenten beider Länder nach früheren diplomatischen Konflikten auf einen "gemeinsamen Plan zur Beruhigung der (...) gemeinsamen Beziehungen" geeinigt hätten, sei es "unpassend, dass Vertreter Ungarns ihren Partnern und Verbündeten in Europäischer Union und NATO Lektionen in Betragen erteilen".

Das umstrittene neue slowakische Sprachengesetz schreibt die verpflichtende Verwendung des Slowakischen in öffentlichen Institutionen außerhalb der Minderheiten-Gemeinden vor. Die Spannungen im Verhältnis zwischen Ungarn und der Slowakei waren zuletzt auch wegen Einreiseverbots für den ungarischen Präsidenten Laszlo Solyom in die Slowakei eskaliert. (APA)