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RHI-Chef Fahnemann: "Heuer wurden die Konzerninvestitionen aus Spargründen von normalerweise 50 bis 60 Millionen Euro auf rund 30 Millionen Euro halbiert."
Wien - Der börsenotierte Feuerfestkonzern RHI fährt derzeit einen rigorosen Sparkurs und hat heuer bereits knapp 900 von weltweit 7.800 Stellen abgebaut, 100 weitere Jobs werden bis Jahresende noch wegfallen. In Österreich wurde der Personalstand um 250 auf rund 1.650 Mitarbeiter zusammengestrichen. Um aus der Krise letztlich als Gewinner hervorzugehen, will die RHI auf dem stark zersplitterten Feuerfest-Markt zukaufen. Derzeit wird eine Staatsgarantie über 300 Mio. Euro geprüft, wie Unternehmenschef Thomas Fahnemann am Freitag vor Journalisten in Wien bekanntgab.
Akquisitionen
Die RHI denkt aber auch über eine Kapitalerhöhung nach. "Wir sehen uns im Moment alles an", sagte Fahnemann im Klub der Wirtschaftspublizisten. Der internationale Feuerfestmarkt sei stark fragmentiert - allein in China gebe es rund 3.000 Anbieter; einige Mitbewerber seien in den vergangenen Monaten bereits verschwunden andere stehen zum Verkauf. "Wir sind ständig am Schauen." Ein konkretes Projekt nannte der RHI-Vorstands- und Finanzchef heute nicht.
Der österreichische Konzern will seinen Weltmarktanteil von derzeit 10 bis 12 Prozent im Segment Refractories (Feuerfest) mit Hilfe von Akquisitionen ausbauen - vor allem in den Wachstumsregionen Südamerika (Brasilien und Chile) und Asien (China). "Dort sind wir unterrepräsentiert", so Fahenmann.
Die RHI betreibt weltweit 32 Standorte, hauptsächlich in Westeuropa und Nordamerika (NAFTA-Raum). Das neue "Werksoptimierungskonzept", das eigentlich bereits im Sommer präsentiert werden sollte, werde erst im Oktober vorgelegt. Hierzulande betriebt der Konzern fünf Produktionsstandorte, ein Technologie-Zentrum für Forschung und Entwicklung in Leoben sowie die Zentrale in Wien. Ob in Österreich weitere Arbeitsplätze wackeln, wollte Fahnemann nicht kommentieren.
Kräftige Investitionen
An einigen Standorten sei zuletzt sogar kräftig investiert worden. So etwa in Radenthein (Kärnten), wo 2008/09 knapp 6 Mio. Euro eingesetzt wurden. "Das war die größte Einzelinvestition im RHI-Konzern", betonte der CEO/CFO. Heuer wurden die Konzerninvestitionen aus Spargründen von normalerweise 50 bis 60 Mio. Euro auf rund 30 Mio. Euro halbiert.
Für das heurige Geschäftsjahr rechnet Fahnemann mit einem "Umsatz- und Gewinnrückgang". "Wir erwarten ein positives operatives Ergebnis", so der Vorstands- und Finanzchef. Im ersten Halbjahr 2009 schrumpfte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) gegenüber der Vorjahresperiode um 78,2 Prozent auf 21,4 Mio. Euro. Dramatisch entwickelte sich der Nettogewinn, der von 70,4 auf 2,3 Mio. Euro einbrach.
Parallel dazu konnte der Konzern aber seine Verschuldung im Laufe des Jahres um knapp 18 Prozent auf 308 Mio. Euro senken. Heuer sind laut Fahnemann noch Zahlungen im Ausmaß von etwa 60 Mio. Euro fällig. "Das ist kein Problem." Die Eigenkapitalquote der RHI liege derzeit bei 15 Prozent. Idealerweise sollte sie 30 bis 35 Prozent betragen.
Geplant sei eine Anwendung des neuen Unternehmensliquiditäts-Stärkungsgesetzes (ULSG), das Einzelhaftungen bis zu 300 Mio. Euro erlaubt,
Der staatliche Garantierahmen ist laut Unternehmensliquiditätsgesetz (ULSG) derzeit mit 10 Mrd. Euro festgelegt. Dieser Haftungsrahmen dürfte heuer nicht mehr verbraucht werden, erwartet Wolfgang Pitsch, in der OeKB für Wechselbürgschaften und die Abwicklung der Staatshaftungen zuständig. Bei einer Haftungsübernahme von angenommenen durchschnittlich 50 Prozent wäre ein von den Banken zu vergebendes Kreditvolumen von 20 Mrd. Euro möglich. "Damit ist der Rahmen groß genug gewählt worden, um der österreichischen Wirtschaft zu helfen", so Pitsch. Unternehmen bräuchten keine Angst zu haben, dass sie nicht zum Zuge kommen.
Auf reges Interesse stoßen die vom Staat angebotenen Garantien für Unternehmenskredite. In Summe werde aktuell etwa knapp die Hälfte des Haftungsvolumens von 10 Mrd. Euro durch Vormerkungen in Anspruch genommen, sagte Wolfgang Pitsch, in der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) für Wechselbürgschaften und die Abwicklung der Staatshaftungen zuständig. Konkrete Abschlüsse gebe es aber noch keine, da sich der Beirat noch nicht konstituiert habe. (APA)