Eine neue Ausstellung präsentiert nun erstmals die wichtigsten jener Funde, die bei den Ausgrabungen des Bundesdenkmalamts am Residenzplatz im Herzen der Salzburger Altstadt zum Vorschein kamen. Die Grabungen liefen von Oktober 2007 bis Dezember 2008 und kosteten 300.000 Euro. Notwendig waren sie geworden, weil die Stadt eine neue Oberflächengestaltung plante.

Foto: Bundesdenkmalamt

Obwohl man nur auf 4.500 Quadratmeter des 10.000-Quadratmeter-Platzes und nur bis in eine Tiefe von einem Meter grub, wurden "Zehntausende" historisch relevante Gegenstände geborgen, sagt Peter Höglinger vom Bundesdenkmalamt. Vor allem aus der Römerzeit kam Etliches zu Tage, wie hier ein Denar des Kaisers Trajan, geprägt zwischen 112 und 114 nach Christus in Rom.

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Highlight unter den Funden ist für die Archäologen dieser Altar aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert, der dem römischen Hauptgott Jupiter und dem Salzach-Flussgott Iuvavus geweiht ist. Bedeutsam ist der Fund vor allem, weil er den ersten schriftlichen Beleg für die Existenz der Lokalgottheit Iuvavus enthält, der der Stadt ihren Namen Iuvavum gab. Der Name des Gottes ist vermutlich keltisch oder noch älter.

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Gegenstände wie diese Fibel (Gewandspange) in Form eines "M", ebenfalls aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert, fanden sich zahlreich unter dem Residenzplatz. Die Archäologen konnten unter dem Platz einen fünf Meter breiten und sechzig Meter langen Straßenzug eruieren, der wohl als gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet diente. Modelle, Fehlgüsse und halbfertige Stücke weisen auf Metall verarbeitende Betriebe hin.

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Diese Taubenfibel aus dem dritten Jahrhundert gehört ebenfalls zu den erwähnten Funden. Die Mauerkronen der römischen Gebäude reichten teilweise bis 30 Zentimeter unter die heutige Platzoberfläche. Iuvavum wurde kurz nach der Machtübernahme der Römer in Noricum (15 vor Christus) gegründet. Die zuvor auf den Stadtbergen ansässige keltische Bevölkerung siedelten die Römer in das Gebiet der heutigen Altstadt um.

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Auch eine Fülle an römischen Schlössern und Schlüsseln fanden die Forscher. Iuvavum, das am Schnittpunkt von zwei Fernverkehrsstraßen lag, wuchs rasch zu einem blühenden Handelsstandort heran. Unter Kaiser Claudius (41 bis 54 nach Christus) bekam die Siedlung das Stadtrecht, unter Nero (54 bis 68) erreichte sie ihre größte Ausdehnung und umfasste das Gebiet der Altstadt links und rechts der Salzach.

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Römische Löffel aus Bein und Bronze geben einen Eindruck vom Alltagsleben in Iuvavum. Wesentliche Einrichtungen einer Römerstadt wie Forum, Theater oder Tempelbezirk konnten in Salzburg bis heute nicht lokalisiert werden. Aufgrund der Funde am Residenzplatz gehen Forscher nun aber mehrheitlich davon aus, dass das zentrale Forum im Bereich des heutigen Doms lag.

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Aus dem achten Jahrhundert stammt diese "Spaltriemenzunge", ein wertvoller Teil eines Gürtels aus Bronze, Gold und Silber. Form und Motiv weisen auf den fränkisch-bajuwarischen Kulturkreis hin, in dem man sich damals wieder der spätantiken und byzantinischen Kunst zuwandte. Funde aus dem Frühmittelalter, in dem Salzburg eines der bedeutendsten kirchlichen Zentren Mitteleuropas war, gab es bisher nur sehr wenige.

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Diese Scheibenfibel datieren die Archäologen auf das zehnte oder elfte Jahrhundert. Im Frühmittelalter war dies eine beliebte Schmuckform. Gefunden wurde die Fibel auf dem Areal des späteren Domfriedhofs. Ob sie aus einem Grab eines früheren Friedhofs stammt oder einfach verloren wurde, ist nicht mehr zu klären.

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Foto: Salzburg Museum

Besondere Freude hatte das Salzburg Museum mit diesem Fund: Der untere Teil mit dem Wappen der Familie Fröschlmoser lagerte schon seit 100 Jahren im Depot. Nun fanden Archäologen die passende zweite Hälfte. Es handelt um den Grabstein des jungen Virgil Fröschlmoser, der 1539 im Alter von nur vier Jahren verstorben war. Der Domfriedhof am Residenzplatz wurde um 1600 aufgelassen, als der heutige Platz entstand.

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Foto: Salzburg Museum

Etwa 120 der interessantesten Funde sind noch bis 17. Jänner unter einem nachgebauten Grabungszelt in der Säulenhalle des Salzburg Museums in der Neuen Residenz zu sehen. Auch eine 150 Seiten starke, reich bebilderte Publikation ist dazu erschienen (Preis: 12 Euro). Langfristig soll in Räumen der Alten Residenz ein eigenes Archäologiemuseum entstehen. (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 18.09.2009)

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