Zwischen sanftem Reggae und der harten Realität der ukrainischen Gesellschaft: Serhij Zhadan live.

Foto: Suhrkamp

Im Jahr 2006 erschien im Suhrkamp-Verlag der Gedichtband Die Geschichte der Kultur zu Anfang des Jahrhunderts, seitdem wird Serhij Zhadan gern mit Rimbaud verglichen. Richtig bekannt wurde er mit den Prosawerken Depeche Mode und dem von den Sex Pistols inspirierten Anarchy in the UKR. Ein postproletarischer Postpunk, der mit Rausch und Rockmusik zu den ukrainischen Industrieruinen reist, um dort die Orte des Anarchokommunismus eines Nestor Machno zu finden.

Jetzt präsentiert Zhadan sein neues Buch Hymne der demokratischen Jugend. Sechs höchst absurde Geschichten über Schmuggler, Huren, Groß- und Kleinkriminelle aus Charkiw, die sich in der heutigen ukrainischen Gesellschaft durchschlagen. Wie etwa San Sanytsch, ein Ringkämpfer mit Matura, der aus einer Schutzgelderpressergruppe aussteigt, um mit einem Kriegsveteranen den ersten Schwulenclub der Stadt zu eröffnen. Nach der Lesung wird Zhadan mit seiner Band Sobaky v Kosmosi (auf Deutsch: Hunde im Weltall) das 2008 erschienene Album Sportyvny klub armiji vorstellen: eine Melange aus Ska und Reggae mit psychedelischen Chören und osteuropäischer Volksmusik. (dog, DER STANDARD/Printausgabe, 19./20.09.2009)