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Grafik: APA/ÖBB

Viele ÖBB-Züge werden in drei Jahren nicht mehr fahren.

Foto: Standard/Robert Newald

Die ÖBB macht bei Auflassung von Bahnstrecken ernst. Nicht nur die Aufgabe von bis zu 56 Nebenbahnen, sondern auch jene zahlreicher Regionalstrecken (das sogenannte B-Netz) wird intern beraten. Ziel ist, die laut Beratungsgruppe Roland Berger klaffende Ertragslücke zu schließen. Im Bahn-Aufsichtsrat dürfte das Thema bereits heute, Dienstag, zur Sprache kommen.

Allein die Einstellung zahlreicher Schmalspurbahnen wird mit einer Kosteneinsparung von 20 Millionen Euro beziffert. Hinzu käme noch die Reduktion des Regionalstreckennetzes, die der Bahn eine weit höhere finanzielle Entlastung brächte.

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Wien - Das Schließungskonzept für unrentable Nebenbahnen im ÖBB-Netz geht noch viel weiter als bisher geplant. Laut dem STANDARD vorliegenden Informationen aus dem ÖBB-Betrieb sollen nicht nur Schmalspurbahnen an allfällige Nachfolgebetreiber übergeben, durch Busverkehr ersetzt oder ganz zugesperrt werden, sondern es geht auch Streckenabschnitten des genannten B-Netzes an den Kragen. Das B-Netz besteht aus Regionalbahnen, die für Personen- und Güterverkehr als Zubringer und Ausweichstrecken fungieren.

Insgesamt stehen in Personen- und Güterverkehr laut Insidern 1600 Kilometer Schiene zur Disposition, darunter nicht wenige Streckenabschnitte, die von der ÖBB-Infrastruktur Betrieb noch im Jänner 2007 mit "W" klassifiziert wurden. "W" bezeichnet jene 1620 Kilometer Bahn im mehr als 5000 Kilometer langen ÖBB-Schienennetz, für die "gesamthafte Mobilitätskonzepte erstellt werden bzw. eine zielgruppenorientierte Bedienung erfolgen" sollte.

Angesichts des Rationalisierungsdrucks, den Milliardenbahnausbauprogramm und Wirtschaftskrise erzeugen, drängt auch Berater Roland Berger auf den Rückzug aus der Fläche. "Fläche" heißen bahnintern nicht nur 332 Kilometer Strecken, die bereits unbefahrbar sind oder befahrbare Strecken, die zwecks Bewirtschaftung an die Bundesländer übergeben werden sollen (293 km), sondern auch "W" -Strecken, die hauptsächlich vom Personenverkehr genützt werden: Ebensee-Stainach-Irdning, Neusiedl-Wulkaprodersdorf, Bad-Fischau-Brunn-Puchberg/ Schneeberg finden sich darunter ebenso wie Spielfeld/Straß-BadRadkersburg, oder Wels-Sattledt. Letztere sind laut Regionalbahnkonzept für die Rail Cargo Austria (RCA) entbehrlich und für den "mittelfristigen Rückzug" am Radar. Da sich Streckenauslastung und Kosten bei einem Solobetrieb des Personenverkehrs massiv verschlechtern, stehen die Chancen für eine Erhaltung nun schlechter denn je.

Die ÖBB, die unter Hinweis auf laufende Diskussionen keinen Kommentar abgeben will, würde sich allein durch Einstellung bereits nicht mehr befahrener und/oder die Abgabe von Schmalspurbahnen und Normallinien (Kategorie Y; u. a. Weitersfeld-Drosendorf, Feistritz-Rosenbach oder Neukirchen-Haag/Hausruck) jährlich 7,5 Mio. Euro ersparen. Zählt man geplante Investitionen hinzu, die durch "Netzoptimierung" vermeidbar oder einsparbar wären, ersparte sich die ÖBB-Infrastruktur bei Erhaltung und Betrieb jährlich fast 20 Mio. Euro. Mit der nun diskutierten weiteren Ausdünnung, wäre noch viel mehr zu sparen. Grün-Verkehrssprecherin Gabriela Moser warnt vor Ausdünnung des Netzes: "Wenn die ÖBB nicht in der Lage ist, attraktive Angebote zu machen und alles verlottern lässt, müssen Konzessionen ausgeschrieben werden." (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.9.2009)