Kunststaatssekretär Franz Morak, der dieser Tage wieder einmal nicht zur österreichischen Jahresfilmschau Diagonale gefahren ist, macht soeben die schmerzliche Erfahrung: Wenn man als Politiker machtbewusst und willkürlich agieren will, dann erfordert dies zumindest ein strategisches Geschick, über das Morak ganz offenkundig nicht verfügt. Und: Unsinn wird dadurch nicht richtiger, dass man ihn wiederholt.

Nachdem Morak zuerst ganz bewusst über mehrere Monate hinweg eine Entscheidung über die Zukunft der Diagonale-Intendanz hinausgezögert hat, erzählt er nun seit mehreren Tagen immer wieder denselben Nonsens - über eine Veranstaltung, die er de facto nie persönlich erlebt hat. Morak sagt: Die Diagonale brauche ein "neues Profil". Wozu? Darauf sagt Morak: Die Diagonale brauche einen Osteuropa-Schwerpunkt. Was er nicht weiß: Sie hat schon einen. Darauf sagt Morak: Ein zukünftiger Diagonale-Intendant müsse zumindest eine mittel- oder osteuropäische Sprache in Wort und Schrift beherrschen. Nette Idee, nur wird er niemanden finden, der mit dem heimischen Filmschaffen adäquat umgehen kann. Na gut, sagt Morak: Es können ja mehrere Intendanten sein. Ja, sicher, das auch - aber wozu?

Weiters sagt Morak: Ha, die Diagonale braucht möglicherweise einen neuen Termin. Der März sei kein "Menschenrecht". Das ist in der Tat eigentlich gar kein Monat, aber darf man fragen, wann die Diagonale denn sonst im mit Festivals und sonstigen wichtigen Veranstaltungen vollgepfropften Kinojahr stattfinden soll? Darauf sagt Morak vermutlich: Man wird ja noch laut nachdenken dürfen. Genau. Laut nachdenken, während man still und leise nur eines will: die Verhinderung politisch nicht genehmer Personen. Und weil das ganz deutlich auf der Hand liegt, fragt man sich: Warum so tölpelhaft? (DER STANDARD, Printausgabe, 27.3.2003)