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Die Eltern des Knaben haben sich für ihn Großes gewünscht. Als er vor 37 Jahren in Pec im Kosovo zur Welt kam, wurde er Zvezdan getauft. Einer, der wie ein Stern sein soll, heißt das auf Deutsch.
Zvezdan Jovanovic wurde im Geist der serbischen mittelalterlichen Helden erzogen. Unzählige Male hörte er als Kind die Sage, wie der serbische Fürst Lazar nach der Schlacht mit den Türken auf dem Kosovo, dem Amselfeld, das "himmlische dem Erdenreich" vorgezogen hatte. Schon als Bub verstand er, was Aufopferung heißt.
Zvezdan hat sich als gottesfürchtiger orthodoxer Christ und serbischer Patriot gefühlt. Gleichzeitig ist er einer von vielen harten Belgrader Burschen geworden. Seit der Gründung der "Einheit für Sondereinsätze" der serbischen Geheimpolizei, die wegen ihrer Kopfbedeckung auch "Rote Barette" genannt wird, gehörte er zu ihr.
An allen Kampfhandlungen in Kroatien, Bosnien und im Kosovo nahm er teil und stieg so zum Oberstleutnant auf. Auf dem Film von einem Besuch Slobodan Milosevic' bei dieser Geheimtruppe, der in Den Haag als Beweismittel vorgeführt wurde, sieht man Zvezdan Jovanovic, wie er sich mit militärisch gehobener Stimme stramm und stolz seinem Präsidenten vorstellt. Zvezdan galt als ein braver, tapferer Soldat.
Gefilmt von vielen Kameras wurde Jovanovic (es ist der häufigste Nachname bei den Serben), als er am 11. November 2001 Sprecher seiner Kameraden war, die vor Belgrad den Aufstand probten. Er erklärte, man sei mit Waffen und in Uniformen gekommen, weil das ihre Berufskleidung sei, Ärzte demonstrierten ja auch im weißen Kittel. Zvezdan protestierte mit seinen Kameraden wegen der Auslieferung "serbischer Helden" an das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen in Den Haag.
Außerhalb seiner Dienstzeit war Jovanovic ein Familienmensch, verheiratet, drei Kinder. Anders als manche seiner Kollegen, die sich Reichtümer zusammengerafft, große Autos gefahren und Villen gekauft haben, hat er im Belgrader Vorort Zemun in einer bescheidenen Wohnung im dritten Stock eines Hochhauses gewohnt.
Die Mörder aus dem so genannten Clan von Zemun benützten als Tatwaffe meist eine Kalaschnikow. Für den Premier musste aber ein Spezialist her, und einer der besten Schützen, der infrage kam, war Zvezdan Jovanovic.
Er verließ sich auf das deutsche Scharfschützengewehr von Heckler und Koch, das zur Standardausrüstung seiner Einheit gehörte, und das wurde ihm zum Verhängnis. Jovanovic fühlte sich so sicher, dass er die Tatwaffe unweit seiner Wohnung einfach in ein Gebüsch geworfen hatte. Keine Sternstunde des Mannes, dessen Name auf Sterne hinweist. (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Printausgabe, 27.3.2003)