Harald Fidler
Österreichs manischer Medienmacher. Die Welt des Wolfgang Fellner
Styria Verlag
272 Seiten
24.95 Euro
ISBN 978-3-222-13275-9

 

 

Foto: Styria

Wien - Er "denkt sich seine Welt positiv. Die Welt muss sich danach richten"- treffender kann man Wolfgang Fellner kaum beschreiben. Auf rund 272 Seiten dokumentiert Harald Fidler, was damit gemeint ist. In seinem neuen Buch "Österreichs manischer Medienmacher. Die Welt des Wolfgang Fellner" nimmt einer der bekanntesten Medienjournalisten Österreichs einen der bekanntesten Medienmacher ins Visier. Fidler macht sich auf Spurensuche und findet die Wurzeln des heute als "Fellnerismus" bekannten Phänomens bereits beim 14-jährigen WoFe und dessen erster verlegerischer Tätigkeit beim "Rennbahn-Express". Der Autor zeichnet das Bild eines rastlosen, für seine Wutausbrüche und deftige Ausdrucksweise bekannten Workaholics, der nicht nur die eigenen Redaktionen, sondern die gesamte Medien- und auch Politikszene Österreichs seit Jahrzehnten auf Trab hält.

Journalist und Marketing-Genie

Wolfgang Fellner ist Journalist und Marketing-Genie. Als manischer Schreiber gibt er nichts aus der Hand und überlässt nichts dem Zufall. Bis in den kleinsten Artikel reicht die Handschrift Fellners, mit der er die geistigen Ergüsse seiner Mitarbeiter in seine Weltsicht färbt. Das PR-Geschick des Wolfgang Fellner, das sich sowohl im Eigenmarketing wie im Lukrieren von Anzeigen niederschlägt, zeigte sich bereits Ende der 1960er Jahre. Die ersten Inserate im "Rennbahn-Expres" (wie etwa jenes vom befreundeten Frisiersalon Iris) beruhten "mehr auf persönlichem Engagement denn auf der Idee einer wirksamen Werbung". Mit Hilfe dieses Engagements machte Fellner nicht nur den "Rennbahn-Express", sondern auch die Zeitungsillustrierte "Basta" groß, es half ihm bei der Gründung und dem Aufbau des "News"-Verlagsimperiums und nun bei seinem jüngsten Baby, der Tageszeitung "Österreich".

Wechselwirkung zwischen Werbung und Redaktion

Fidler geht aber nicht nur den Wechselwirkungen zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten, sondern auch jenen zwischen Fellner und der heimischen Politik auf den Grund. "Große Teile der österreichischen Politik sind käuflich. Also macht Wolfgang Fellner mit ihr Geschäfte. Wenn das Geld der SPÖ auf der Straße liegt, hebt er es auf", zitiert Fidler den Grünen-Politiker Peter Pilz. WoFe, den mit Pilz ein freundschaftliches Verhältnis verbindet, habe das "Verhältnis zwischen Politik und Journalismus auf der Ebene der Macht neu bestimmt. Er führte das einfache, offene Geschäft ein. Wer sich auf einen Wahlkampf vorbereitete, wurde auf seine Pflicht, in 'News' zu inserieren, hingewiesen. Großparteien hatten groß, Kleinparteien beträchtlich zu inserieren", wird Pilz zitiert.

"Rundweg negativ"

Interessant und unterhaltsam schaut Fidler in seinem neuen Buch hinter die Kulissen des Phänomens Wolfgang Fellner und wird dabei immer wieder mit der Eigenschaft des Medienmenschen konfrontiert, persönliche Aktivitäten in den schillerndsten Farben zu skizzieren und solange von seinen Erfolgen zu sprechen, bis die Welt daran glaubt. "Nur: Seine Erzählung lässt sich mit historischen Fakten nicht in Einklang bringen", schreibt Fidler. Fellner, der das Manuskript vorab gelesen hatte, findet es "rundweg negativ" und autorisierte es nicht. Im Interview mit dem Branchenmagazin "Journalist" meint er hingegen, er sei "beim ersten Mal lesen kurz vor Seite 100 eingeschlafen". Dass "jemand allen Ernstes 300 Seiten über mich verfasst", überrascht ihn.

Hilft im Tagesgeschäft

Was aber treibt den manischen Medienjournalisten Harald Fidler dazu, neben seiner durchaus arbeitsintensiven Tätigkeit als "Standard"-Redakteur, ein Buch nach dem anderen auf den Markt zu bringen - und weshalb gerade eine Biografie über Wolfgang Fellner? "Bücher sind die beste Gelegenheit, sich näher mit Themen, Personen und Phänomenen zu befassen, über die man zwar ständig schreibt, mit denen man sich aber im Tagesgeschäft nicht wirklich tiefer gehend auseinandersetzen kann. Das hilft dann auch im Tagesgeschäft", so Fidler, der erst im November 2008 das Lexikon "Österreichs Medienwelt von A bis Z" auf den Markt gebracht hatte.

Fellner ein "Phänomen"

Wolfgang Fellner findet er - "ganz wertfrei gesagt, eine faszinierende Persönlichkeit der österreichischen Medienlandschaft. Ein Phänomen." Ziel der Biografie ist es, "Menschen, die Wolfgang Fellner nicht oder nicht gut genug kennen, ein Bild über dieses Phänomen zu vermitteln. Ihnen damit auch zu zeigen, wie Produkte von Wolfgang Fellner funktionieren. Und Menschen, die ihn kennen, vielleicht ein paar neue Details zu zeigen." (APA/red)