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3-D ist derzeit das gehypteste Thema der Unterhaltungsbranche.
3-D ist derzeit das gehypteste Thema der Unterhaltungsbranche. Animationsstudios wie Pixar oder Dreamworks Animation produzieren ihre Filme bereits in 3-D: Ihnen fällt dies relativ leicht, da sie "nur" ihre Serverfarmen Überstunden bei der Erzeugung eines zweiten, perspektivisch veränderten Bildes machen lassen müssen.
Avatar
Im "richtigen" Kino soll der Titanic-erprobte James Cameron mit dem 237 Millionen Dollar teuren Avatar zu Jahresende die Welle an 3-D-Filmen anschieben. Fast jedes Studio, das etwas auf sich hält, hat ein 3-D-Monsterprojekt in Arbeit. Die Kinos hoffen darauf, dass sie damit Zuschauer von ihren immer größer werdenden Fernsehern loseisen können.
Aber wie es aussieht, werden 3-D-Darstellungen schneller ins Wohnzimmer und auf PC-Bildschirmen einziehen, als sich das die Filmindustrie vorgestellt hat, die große Summen in 3-D fürs Kino investiert. Im Laufe des nächsten Jahres sollen 3-D-fähige TV-Geräte auf den Markt kommen.
Erfolg fraglich
Es ist jedoch fraglich, ob die neuen technischen Möglichkeiten die stereoskopischen Bilder diesmal tatsächlich zum Laufen bringen. Dreidimensionale Fotografie und Filmerei ist fast so alt wie Foto und Film selbst, aber über den Status der Kuriosität nie hinausgekommen. Digitale Technik kann dazu beitragen, das zu ändern: Auch wenn man weiterhin quasi mit Sonnenbrillen zuschaut, sind vor allem Comic- und Actionfilme buchstäblich atemberaubend - insbesondere wenn einem irgendwelche Geschoße und Trümmer entgegenfliegen (eine Aufregung, die auch gesundheitliche Fragen aufwerfen kann).
Ob 3-D einem gut gemachten Film jenseits einiger Spektakel wirklich eine zusätzliche Dimension verleihen kann, die sich dann auch für Studios noch rechnet, ist zweifelhaft. Das Medium Film zieht uns seit jeher buchstäblich in seinen Bann, seine Zweidimensionalität ist dabei kein Hindernis. Disney Pixars Oben war in Spezialkinos in den USA auch in 3-D zu sehen, ist aber auch in zweidimensionaler Flachheit sehr ansprechend (wenn man Trickfilme mag). Otto Schenks Stimme trägt wohl in Österreich mehr zum Erfolg bei, als dies 3-D könnte.
3-D am PC-Display
In anderen Bereichen hat 3-D mehr Erfolgsaussichten: auf dem PC-Display für alles, an dem dreidimensional gearbeitet wird - vom Design bis zur Medizin (z. B. bei der Vorbereitung komplizierter Operationen). Die Software dafür arbeitet längst in 3-D, Flaschenhals ist die Darstellung. Und bei Spielen, wo der Versuch, mit der virtuellen Welt zu verschmelzen, ewige Triebfeder ist.
Sollte man bei der Anschaffung eines neuen HD-Fernsehers auf die dritte Dimension warten? Kaum. An Inhalten wird es jahrelang mangeln, und die ersten Geräten werden mit dem üblichen Premium-Preis auf den Markt kommen. Wer gelegentlich 3-D sehen will, wird außerhalb des Kinos am besten zu einem iPod und einer Videobrille um ein paar hundert Euro greifen. Und gut möglich ist, dass mithilfe einer Settop-Box auch derzeit auf dem Markt befindliche HD-TV-Geräte noch 3-D-fähig werden. (helmut.spudich@derStandard.at/ DER STANDARD Printausgabe, 24. September 2009)