Teheran/London/Jerusalem - Die neue Atomanlage des Iran wird einem Agenturbericht zufolge in Kürze ihren Betrieb aufnehmen. Das sagte Mohammad Mohammadi-Golpayegani, ein hochrangiger Berater des Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei, am Samstag der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Fars zufolge. Die Regierung in Teheran hatte der Staatengemeinschaft den Bau einer zweiten Urananreicherungsanlage nach Natanz bisher verschwiegen. 

Termin für Inspektion

Teheran will nach Angaben des Leiters der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA) einen Termin für die Inspektion der zweiten Urananlage vereinbaren. "Wir haben kein Problem mit einer Inspektion im Rahmen der IAEO-Vorschriften", sagte Salehi am Samstag im iranischen Staatsfernsehen. Dies habe auch Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad schon gesagt. Der Termin werde nach einer Einigung mit der IAEO verkündet.

Nach dem Eingeständnis Teherans, an einer zweiten Atomanlage zur Urananreicherung zu bauen, hat Israel eine scharfe Reaktion der internationalen Gemeinschaft gefordert. Die Existenz einer zweiten Anlage zeige eindeutig, dass Teheran nach Atomwaffen strebe, sagte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman am Samstag im israelischen Rundfunk. Israel erwarte eine "unmissverständliche Antwort" von Deutschland, Großbritannien, China, Frankreich, Russland und den USA bei ihren Gesprächen mit dem Iran am kommenden Donnerstag in Genf.

London für diplomatische Lösung

Im Streit um die zweite Urananreicherungsanlage im Iran setzt sich die britische Regierung indes für eine diplomatische Lösung ein. "Keine vernünftige Person schaut ohne große Beunruhigung auf die militärische Frage", sagte Außenminister David Miliband am Samstag im BBC-Radio. "Deshalb sind wir zu 100 Prozent dem diplomatischen Weg verpflichtet."

Die USA, Frankreich und Großbritannien hatten beim G-20-Gipfel in Pittsburgh gemeinsam das geheime Projekt als Missachtung internationaler Auflagen verurteilt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte schnellstmögliche Aufklärung. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte den Iran auf, die Resolution des UNO-Sicherheitsrates umzusetzen.

Die Islamische Republik bestätigte die Existenz der Anlage, die sie aber als nicht geheim und den internationalen Auflagen entsprechend bezeichnete. Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nuklearnutzung an Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran weist dies zurück. (APA/Reuters)