Frau T. entwickelt Projekte bei Linz 09. Eines davon ist die Kunst-Bespielung von Vierteln abseits der eingeführten Kulturadressen.
Und neulich, Frau T. referierte und präsentierte in einem Gastgarten im Franckviertel, kamen die Viertelkulturarbeiter ausnahmslos per Fahrrad. Sonst radelte kaum wer. Aber Zufall, betont Frau T., sei das keiner.
Nicht dass erst die Kulturhauptstadt den Linzern das Rad gebracht hätte, lacht sie, nein, nein, nein. Aber in Linz gebe es jetzt schon mehr Räder. Und daran sei Linz 09 schon mit schuld.
Zum einen, weil Linz 09 Diensträder angeschafft hat. Oder besser: angeschafft hatte. Etliche von ihnen, erzählt Frau T., sind längst gestohlen - aber weiter im Umlauf. Also sichtbar. In einer Autostadt zähle auch das. Denn Linz, sagt Frau T., sei Autostadt. Immer noch. Auch weil die Öffi-Struktur abseits der Nord-Süd-Achse nicht so toll sei.
Und: Wer in Linz mit dem Rad zum Businessmeeting kommt, sagt Frau T., fällt auf. Schon vorab. Schließlich sei es fast üblich, beim telefonischen Innenstadt-Terminvereinbaren dem Gast einen reservierten Garagenplatz zuzusagen. Anfangs, sagt Frau T., habe ihr Verzicht darauf für Erstaunen gesorgt.
Doch mittlerweile ist der Exotenbonus dahin. Auch die Frage, wie die "Reise" durch die Stadt denn war, bleibt immer öfter aus. Offiziell freut das Frau T. natürlich. Doch inoffiziell geht ihr die Frage ab. Aber natürlich nur manchmal und beinahe. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/25.9.2009)