Seit der Landtagswahl in Oberösterreich wird in der SPÖ heftig über das Abwandern von roten Wählern zur FPÖ diskutiert. Laut dem Institut Sora hat die SPÖ netto (abzüglich der von der FPÖ gewonnen Stimmen) 43.000 Wähler an die Blauen verloren. An die ÖVP hätte die SPÖ demnach 31.000 Wähler verloren.

Diese Erhebung ist allerdings nicht ganz unumstritten. Eine zweite Analyse des deutschen Instituts für Wahl-, Sozial- und Methodenforschung kommt nämlich zu komplett anderen Ergebnissen. Laut dieser Studie fand die größte Abwanderung von früheren SPÖ-Wählern zu den Nichtwählern statt. Konkret sollen 36.200 Menschen, die bei der Wahl 2003 noch ihr Kreuzerl bei der SPÖ von Erich Haider gemacht haben, diesmal gar nicht zur Wahl gegangen sein. Bei Sora beträgt der Abfluss von der SPÖ zu den Nichtwählern nur 7000 Stimmen.

Mobilisierungsproblem

An die FPÖ hätte die SPÖ laut dem deutschen Institut nicht 43.000, sondern nur 25.400 Wähler verloren. An die ÖVP wären statt 31.000 nur 21.000 frühere Rot-Wähler abgewandert.

Größere Unterschiede zeigen sich auch bei den Grünen. Laut Sora hat die Landesgruppe rund um Rudi Anschober netto 3000 Wähler an die SPÖ verloren. Bei der deutschen Erhebung kommt allerdings heraus, dass die Grünen 11.600 Stimmen von der SPÖ gewinnen konnten. Der Unterschied zwischen den beiden Untersuchungen beträgt also stolze 14.600 Stimmen. Abwanderungen von den Grünen zu den Nichtwählern gab es laut dieser Berechnung gar nicht. Sora hatte ermittelt, dass 17.000 Ex-Grün-Wähler dieses mal zu Hause geblieben sind.

Unterm Strich hatte laut der Analyse des deutschen Institut von Andreas Kohlsche nur die SPÖ ein großes Mobilisierungsproblem. 67 Prozent ihrer Stammwähler haben auch 2009 die SPÖ gewählt. Bei der FPÖ und den Grünen betrug die Behalterate laut Kohlsche 99 beziehungsweise 86 Prozent. Auch hier gibt es große Unterschiede zu Sora, wo bei Blau und Grün nur Behalteraten von zwei Dritteln errechnet wurden. Ziemlich einig ist man sich bei der ÖVP, die laut beiden Instituten deutlich über 90 Prozent ihrer Stammwähler mobilisieren konnte. (Günther Oswald, DER STANDARD, Printausgabe, 30.9.2009)