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Während die modernen Brustkrebstherapien immer effektiver werden, scheint der optimale Therapieerfolg nun durch mangelnde Compliance (Therapietreue) gefährdet zu sein. Einen wichtigen Stellwert nimmt dabei die sogenannte adjuvante Behandlung ein. Sie soll nach der operativen Entfernung des Tumors das Rückfalls- und Metastasierungsrisiko minimieren. Um optimal wirken zu können, muss diese medikamentöse Therapie aber über mehrere Jahre hindurch eingenommen werden.

Foto: APA/EPA/DAVE EVITTS

Wien - Brustkrebserkrankungen ziehen oft eine jahrelange Therapie nach sich. Besonders gilt das für eine antihormonelle Behandlung vom Frauen mit hormonabhängigen Karzinomen. Hier müssen entsprechende Medikamente fünf Jahr lang regelmäßig eingenommen. Viele Patientinnen würden sich jedoch durch ein unzureichendes Einhalten der Therapie gefährden, warnen ExpertInnen nun.

"Konsequentes Durchhalten massives Problem"

Untersuchungen zeigen, dass im vierten Jahr nur noch 50 Prozent der Brustkrebspatientinnen ihre Medikamente so einnehmen, wie sie verschrieben wurden, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Der stärkste Rückgang in der Medikamenteneinnahme wurde schon innerhalb der ersten vier Monate beobachtet, nach zwei Jahren nahmen nur noch 61 Prozent der Patientinnen ihr Medikament ein. Darauf wurde mit neuen Studiendaten auch vergangene Woche beim Europäischen Krebskongress in Berlin hingewiesen.

"Der Erfolg dieser Behandlung", so Michael Gnant, Präsident der ABCSG (Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group), "hängt somit auch wesentlich von der Compliance (Therapietreue, Anm.) ab. Die modernen Präparate können nur wirken, wenn sie tatsächlich eingenommen werden. In der klinischen Praxis zeigt sich jedoch, dass das konsequente 'Durchhalten' der Therapie in den ersten fünf Jahren bei einer überraschend hohen Anzahl von Patientinnen ein massives Problem darstellt."

Überlebenschancen größer bei Langezeiteinnahme

Diese Erkenntnis hat die OnkologInnen offenbar überrascht. Günther Steger, Onkologe an der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Wiener AKH: "In einer aktuellen Auswertung wurden Daten von 12.000 Patientinnen aus drei amerikanischen Gesundheitsdatenbanken untersucht. Ungefähr eine von vier Frauen mit frühem Brustkrebs nimmt während des ersten Jahres der adjuvanten Therapie ihre Medikamente nicht wie verschrieben ein. In den ersten vier Monaten ist der größte Anstieg an Non-Compliance-Fällen zu verzeichnen. Nach drei Jahren sind es bereits zwei von vier Frauen, welche die Therapie nicht mehr fortsetzen."

Die niedrigste Compliance zeigten junge Patientinnen. Das wirkt sich offenbar sogar auf die Überlebensrate aus. "Eine aktuelle Studie aus Schottland zeigt, wie sehr es sich für Patientinnen 'auszahlt', bei der verschriebenen Therapie zu bleiben: Von 2.080 untersuchten Patientinnen löste gegen Ende der fünfjährigen Therapiedauer nur mehr knapp die Hälfte die Rezepte für die Hormontherapie ein. Im Durchschnitt betrug damit die Therapiedauer nur knapp zweieinhalb statt der geplanten fünf Jahre. In dieser Untersuchung zeigte sich eindeutig, dass jene Patientinnen, die ihre Medikamente über eine längere Zeit einnahmen, auch tatsächlich länger lebten", so Gnant. (APA)