Mailand - Der Turiner Fiat-Konzern investiert heuer nicht nur in den Ausbau des inzwischen übernommenen Bertone in Turin. 150 Millionen Euro sollen das veraltete Werk wieder auf Trapp bringen. Mit den Gewerkschaften hat Fiat inzwischen in Stillhalteabkommen geschlossen. Angeblich machte Konzernchef Sergio Marchionne eine Zusage, die Produktion in Italien (rund ein Drittel der insgesamt 2,5 Mio. Fahrzeuge werden in den sieben inländischen Werken gefertigt) nicht weiter abzubauen. Marchionne soll auch angekündigt haben, einen Teil der Chrysler-Produktion nach Italien holen zu wollen.

Gleichzeitig geht der Turiner Konzern dynamisch im Ausland vor. Heuer werden rund 200 Mio. Euro in Serbien investiert. Die Produktionsstätte am Standort Kragujevac wird ausgebaut. Anlässlich der Mehrheitsbeteiligung am serbischen Autobauer Zastava hat Fiat im Vorjahr mit der serbischen Regierung ein Investitionsabkommen von insgesamt 700 Mio. Euro geschlossen.

Überlebensfrage

Unter anderem soll in den Zastava-Produktionsstätten ein komplett neues Fiat-Modell, ein Stadt-Auto, vom Band laufen. Dieses soll künftig nach Russland exportiert werden. Auch der Bau eines Reisebusses unter der Marke Iveco ist geplant. Inzwischen berichten italienische Medien, dass Fiat seinen Kleinwagen Cinquecento auch in Mexiko in der ehemaligen Chrysler-Produktionstätte Toluca fertigen will. Relativ schlecht ist Fiat in Indien und China aufgestellt, wo derzeit eine fieberhafte Partnersuche im Gange ist, um das Wettbewerbsgefälle gegenüber der Konkurrenz abzubauen.

Marchionne bestätigte, dass bereits 2010 gemeinsam mit Chrysler bis zu 4,5 Mio. Pkw über das Band laufen sollen. Insofern erwarten Branchenkenner, dass Marchionne weiterhin einen europäischen oder japanischen Partner sucht, um sein "Überlebensziel" von 6,5 Mio. Autos zu erreichen. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.10.2009)