Ute Woltron hat mit "Verpackt für alle Ewigkeit" (Häuser) alle, die sich im Bereich des energieeffizienten Bauens und Sanierens für Umweltschutz und gegen den Klimawandel einsetzen, als Scharlatane entlarvt, die nichts anderes im Sinn haben, als "alte Häuser mit thermischen Sanierungen umzubringen" oder doch wenigstens die "Fassaden zu vernichten", armen Leuten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen das Geld aus der Tasche zu ziehen sowie gemeinsam mit Politikern "in dumpfen Sitzungskammern Schwachsinn für die Zukunft auszubrüten", der "Sondermüll produziert".

Es ist jedoch ganz normal, dass Häuser regelmäßig "gewartet" werden müssen. Gerade bei Häusern aus den 1970er-Jahren ist die Energiebilanz oft schlecht. Aber es würde nie jemand behaupten, eine Gebäudedämmung amortisiere sich innerhalb von zehn, 15 Jahren ausschließlich aus der Energiekosteneinsparung. Nach Ansicht von Contracting-Experten liegt die Amortisationszeit bei Vollwärmeschutz plus Fenstertausch zwischen 30 und 50 Jahren.

Die Qualität der Architektur muss nicht notwendigerweise verändert werden. Für Gebäude mit strukturierter, erhaltenswerter Fassade gibt es dünne, Platz sparende Dämmmaterialien, was sich zugegeben in den Kosten niederschlägt. Auch die Innendämmung ist, vor allem im Zusammenspiel mit einer Komfortlüftung, wieder zur brauchbaren Alternative geworden. Es gibt eine Palette von natürlichen Dämmstoffen, die auch für den großvolumigen Wohnbau zur Verfügung stünden, würden sie nicht derzeit noch ein Extra mehr kosten, das zu zahlen wenige bereit sind. Unbestritten sind die Reduktion des Heizwärmebedarfes und die CO2-Einsparung.

"Superdichte Innenräume" wird von der Autorin als Drohung verwendet, statt denjenigen zu gratulieren, die nach der Sanierung ebensolche erreicht haben. Der Fenstertausch, ohne den die Dämmmaßnahmen oft nur die halbe Wirkung zeigen, bedingt eben eine Änderung des Lüftungsverhaltens oder optimalerweise den Einbau einer Lüftungsanlage (mit Wärmerückgewinnung). Regelmäßig Frischluft rein, verbrauchte, feuchte Luft raus, dann gibt es keine Schimmelbildung. Die Mär von den Keimen in den Lüftungsanlagen hält sich ebenso hartnäckig wie der hohe Eisengehalt des Spinats.

Und die "Kühllasten an sonnigen Tagen"? Was gegen die Kälte hilft, hilft auch gegen die Hitze (wussten schon unsere Vorfahren).

So oder so bedeutet Sanieren jedoch mehr, als Häuser in dicke Schichten EPS einzupacken und mit neuen Fenstern dichtzumachen. Sanieren bedeutet vor allem eine Steigerung des Komforts für die Bewohner, eine Wertsteigerung der Immobilie, eine deutliche Senkung der Energiekosten und nicht zuletzt das gute Gefühl, etwas für den Klimaschutz getan zu haben.

Der Return on Investment zeigt sich spätestens, wenn Wohnung oder Haus nicht auf dem Markt liegenbleibt, die Feuchte nicht über den Fußboden in die Knochen kriecht und wenn man die Preissteigerungen für Strom und Gas und Öl gelassen beobachten kann.

Das ist der wahre Return on Investment. So gesehen ist der von der EU bis 2018 vorgegebene Null-Energie-Haus-Standard nicht "diktatorischer Schwachsinn", sondern ein Segen für die (Um-)Welt und für die zukünftigen Nutzer.  (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.10.2009)