Murska Sobota - Für die angeschlagene größte slowenische Bekleidungsfirma Mura mit einer 84-jährigen Tradition gibt es keine Rettung mehr. Die Muttergesellschaft Mura und drei Tochterfirmen haben am gestrigen Donnerstag Insolvenz angemeldet und beim zuständigen Gericht ein Konkurs beantragt, teilte das Unternehmen mit. Mit dem Konkurs des Textilriesen werden 2.630 Beschäftigte arbeitslos. Für rund 650 Beschäftigte in fünf weiteren Tochterfirmen geht die Arbeit vorerst weiter.

Der Konkurs von Mura sei der einzige Weg, um das Unternehmen wieder auf die Beine zu bringen, sagte der neue Mura-Chef Bojan Starman am Donnerstag. "Es passierte das, was bereits vor Monaten hätte passieren müssen", kommentierte er laut Medienberichten den Konkursantrag. Die neue Unternehmensführung, die nach den großen Arbeiterprotest vor zehn Tagen bestellt wurde, will auf den verbliebenen Mura-Tochterunternehmen ein gesundes Unternehmen aufbauen.

Diese Pläne hängen jedoch von der Fortsetzung der langjährigen Zusammenarbeit mit dem größten und derzeit einzigen Partner von Mura ab - dem Modekonzern Hugo Boss. Infolge des Ausnahmezustands in Mura hatte Hugo Boss die Zusammenarbeit vorerst eingestellt. Der Mura-Vorstand versucht nun, den deutschen Partner zur weiteren Kooperation zu überzeugen. Sollte dies nicht gelingen, dann könnte es auch das Aus für den Rest des Unternehmens bedeuten, befürchtet Starman. Das entscheidende Treffen mit den Repräsentanten des Modekonzerns gibt es am Freitag.

Blick in die Vergangenheit

Die Geschichte von Mura reicht in das Jahr 1925, als in nordöstlicher Stadt Murska Sobota eine Wäschemanufaktur gegründet wurde. Sieben Jahre später folgte eine weitere Manufaktur. Beide Werke hatten 1940 insgesamt 500 Näherinnen beschäftigt. Nach deren Nationalisierung im ehemaligen Jugoslawien 1945 wurde die Bekleidungs- und Wäschefabrik mit dem Namen Mura gegründet. In den 70er und 80er Jahren boomte das Geschäft des Textilriesen, der in seinen besten Zeiten mehr als 6.500 Beschäftigte hatte.

Die Schwierigkeiten begonnen in den 90er Jahren. Mit dem Zerfall von Jugoslawien verlor Mura den Großteil ihres Marktes und musste fast ihre kompletten Produktionskapazitäten auf Export umstellen. Schlechtes Management und fehlende Umstrukturierung haben Mura, die 1996 teilprivatisiert wurde, in die Knie gezwungen. Mit Finanzinjektionen von dem Staat, der indirekt mit 12 Prozent der zweitgrößte Aktionär ist, konnte das Unternehmen jedoch mühsam über dem Wasser gehalten werden. Mura war bisher der weitaus größte Arbeitgeber in der ärmsten slowenischen Region Pomurje im Nordosten des Landes.(APA)