Wer mit wem wie lange eine "Romanze" unterhält, wie viel Promille es Samstagabend wurden (inklusive scharf gestochener Fotos von erweiterten Pupillen und roten Nasen) und detaillierte Abhandlungen über die Inkompetenz des Chefs. Diese Freizügigkeit in Sachen Privatsphäre, wie es oft auf Social Networks passiert, kann jedoch schaden - der 'Datenmüll' bleibt im Netz hängen. PR-Blogger Klaus Eck spricht schon von der "Karrierefalle Internet". Mit derStandard.at spricht er über die grundlegenden Spielregeln, um nicht negativ aufzufallen und der Errichtung eines digitalen Schutzwalls.
derStandard.at: Immer mehr Internetnutzern scheint es egal zu sein, welche Daten sie auf Social Networks freigeben. Sie sprechen in einem Buch schon von der "Karrierefalle Internet".
Klaus Eck: Immer noch scheint vielen Menschen nicht bewusst zu sein, dass sie sich automatisch in der Öffentlichkeit bewegen, sobald sie im Internet etwas veröffentlichen. Das gilt sogar, wenn es sich um ein vermeintlich privates Profil in einem Social Network handelt. Daher gelten im Internet im Grunde dieselben Verhaltensregeln, die auch ansonsten gelten, sobald wir uns irgendwo öffentlich bewegen.
Selbstverständlich hat die Art und Weise wie wir uns online präsentieren einen Einfluss auf unser Berufsleben. Jeder dritte Personalverantwortliche googelt inzwischen relevante Bewerber. Der erste Eindruck, den Bewerber online hinterlassen, entscheidet heute mit über die Karriere des Einzelnen. Wer mit einer Schimpftirade über seinen alten Arbeitgeber oder auf Hunderten von Partyfotos im Vollrausch gefunden wird, schneidet natürlich schlechter ab, als derjenige, der mit fachlich interessanten Blogartikeln und gut gepflegten Onlineprofilen auffällt. Durch eine gezielte Pflege der eigenen Online-Reputation stützt man seine Karriere.
derStandard.at: Ist es schon gängige Praxis, dass Arbeitgeber Onlinerecherche betreiben?
Eck: Das gehört inzwischen für gute Personalverantwortliche einfach dazu. Es gibt eine aktuelle Studie des Netzwerkes Xing, nach der bereits 70.000 HR-Manager das Social Network zu beruflichen Zwecken nutzen. 39 Prozent davon suchen sogar aktiv nach möglichen Kandidaten, während der Rest dort zumindest Jobs ausschreibt und Bewerber prüft.
Diverse andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass, je nach Studie, zwischen 25 und 60 Prozent der Personaler neue Bewerber einem generellen Online-Check unterziehen. Vermutlich liegt die Wahrheit aktuell um die 40 Prozent, wobei es zunehmend normaler wird, einen Bewerbernamen kurz zu googlen und sich dessen Profile auf Facebook, Xing & Co. anzusehen.
derStandard.at: Verweigern scheint nicht unbedingt zu helfen, da auch andere Leute über uns schreiben oder Fotos online stellen. Wie kann man die eigene Präsenz im Internet noch steuern?
Eck: Wer selbst genug gute Inhalte erstellt, errichtet in der Regel einen effektiven digitalen Schutzwall auf, an dem Dritte nicht so leicht vorbeikommen. Mehr als die ersten 10 bis 30 Suchergebnisse werden selten angeschaut. Daher können unliebsame Inhalte recht gut nach hinten - und damit in die Irrelevanz - verdrängt werden.
Besonders gut gelingt dies mit gut verlinkten und aktuellen Inhalten, da Google und Co. diese in besonders positiv bewerten. Das bedeutet zum Beispiel ein Blog zu eröffnen und aktiv zu betreiben. Zudem werden öffentliche Online-Profile auf Seiten wie Xing, myOnID oder Twitter sehr gut von Google gefunden und können daher ebenfalls helfen, die eigene Reputation zu steuern. Wichtig ist, dass Sie alle Inhalte, von denen Sie wollen, dass sie gefunden werden, auf vielen Ihrer Online-Präsenzen einbinden. Dazu sollten Sie etwa auf Facebook das eigene Blog und das Xing-Profil verlinken usw. Ein letzter, etwas technischer, Tipp: Vor einiger Zeit wurde im HTML-Code das Attribut rel="me" eingeführt, das sie einem Link hinzufügen können, um Suchmaschinen zu sagen, dass es sich beim Ziel um einen ihrer eigenen Inhalte handelt. So können Suchmaschinen bei einer Namenssuche eigene Inhalte bevorzugt anzeigen.
derStandard.at: Wie sieht eine gelungene Selbstdarstellung im Internet aus? Welche Punkte sollte man da unbedingt beachten?
Eck: Ähnlich wie bei einer Bewerbung, sollten Sie auch im Netz ein gutes Foto wählen. Dabei muss es natürlich nicht so förmlich zugehen, wie bei der Bewerbung, aber zu leichte Bekleidung oder zweideutige Posen sind ein absolutes No-go. Weiterhin sollten die Daten in Ihren Profilen - zumindest in den wichtigsten fünf - stets aktuell und vollständig sein. Für alle Inhalte, von denen Sie nicht wollen, dass Ihr Vorgesetzter oder ein Arbeitgeber darauf stößt, nutzen Sie die Privatsphäreeinstellungen, die die meisten Social Networks bieten. Oder veröffentlichen Sie derlei Content von vornherein gar nicht. Soweit die Basics, um nicht negativ aufzufallen.
Wer dann auch noch positiv aus der Masse herausragen will, der sollte selbst dazu übergehen, gute und interessante Inhalte zu erstellen, also zum Beispiel ein Blog, Twitter-Account oder einen Youtube-Videokanal zum eigenen Fachgebiet gründen. Wichtig ist allerdings bei alledem, nicht zu dick und zu selbstreferentiell aufzutragen. Mit heißer Luft überzeugen Sie niemanden. Stattdessen kommt es auf Ihre Softskills genauso an wie auch auf Ihre persönliche Kompetenzen. Auf wirklich Privates sollte man beim Online Reputation Management weitgehend verzichten. (jus, derStandard.at, Oktober 2009)