Athen - Bei den Parlamentswahlen in Griechenland traten nicht nur Parteien mit ihren Spitzenkandidaten gegeneinander an. Der Urnengang war auch eine Auseinandersetzung rivalisierender Politikerfamilien: Sowohl Kostas Karamanlis von der konservativen Neuen Demokratie (ND) als auch Georgios Papandreou von der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (PASOK) konnten sich auf mächtige Vorfahren berufen. Im Zweikampf der Dynastien obsiegte Papandreou, der nun in die Fußstapfen von Vater und Großvater treten darf.

Georgios Papandreou hieß in Griechenland bereits der erste Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg, der Großvater des künftigen Regierungschefs. Der Zentrumspolitiker war in der Widerstandsbewegung gegen die deutsch-italienische Okkupation aktiv und saß von 1942 bis 1944 in italienischer Haft. Papandreou amtierte nach seinem Wahlsieg gegen die Konservativen 1964 bis 1965 noch einmal als Regierungschef und unterlag im Machtkampf mit dem jungen König Konstantin II., der ihn abberief. Nach dem Militärputsch 1967 stand er unter Hausarrest und starb im darauffolgenden Jahr.

Zwanzig Jahre im Exil

Sein Sohn Andreas Papandreou lebte rund 20 Jahre im US-amerikanischen Exil, wo er als Professor an verschiedenen Universitäten lehrte und eine Amerikanerin ehelichte. Erst 1960 kehrte er in seine Heimat zurück, wurde aber wenige Jahre später von der Militärdiktatur erneut ins Exil gezwungen. Nach der Rückkehr Griechenlands zur Demokratie 1974 gründete er die Panhellenische Sozialistische Bewegung, mit der er von 1981 bis 1989 sowie von 1993 bis 1996 als Ministerpräsident regierte. Dabei band er seinen Sohn Georgios bereits in die Regierungsgeschäfte ein.

Die Griechen haben ihrem neuen 57-jährigen Regierungschef bereits vor Jahren den Spitznamen "Giorkakis" gegeben, der "kleine Georgios". Der Familienspross, der in den USA und Großbritannien Soziologie studierte, konnte den Überzeugungen der alten sozialistischen Garde wenig abgewinnen - er verstand sich eher als Sozialdemokrat skandinavischer Prägung. Nach der PASOK-Wahlniederlage 2004 übernahm er den Parteivorsitz.

Der nunmehr abgewählte Kostas Karamanlis kann sich insbesondere auf seinen Onkel Konstantinos berufen. Der konservative Politiker war in den 1950er und 60er-Jahren mit Unterbrechungen Ministerpräsident, während der Militärdiktatur lebte er im Pariser Exil. Nach dem Zusammenbruch des Obristenregimes, das ihn nach Athen zurückrief, gestaltete er als Regierungschef von 1974 bis 1980 die Rückkehr Griechenlands zur Demokratie und führte das Land in die Europäische Gemeinschaft. Von 1980 bis 1985 sowie von 1990 bis 1995 amtierte er als Staatspräsident. 1985 vereitelte die PASOK seine Wiederwahl. Präsident wurde damals der unter dem Obristenregime gefolterte Ex-Untersuchungsrichter Christos Sartzetakis (in dem berühmten Film "Z" von Costa Gavras von Jean-Louis Trintignant verkörpert). (APA)