Helsinki - Eine "hochgestellte Persönlichkeit" in Finnland hat vor zwei Jahren versucht, die Verleihung des Friedensnobelpreises an den internationalen Vermittler und ehemaligen finnischen Staatspräsidenten Martti Ahtisaari zu verhindern. Das behauptet der Ex-Politiker und vormalige Außenminister Finnlands, Pär Stenbäck, in seinen am Montag erschienenen Memoiren "Krisen und Katastrophen".

Stenbäck schreibt in seinem Buch, der Sekretär des norwegischen Nobelkomitees, Geir Lundstad habe ihn im April 2007 in Oslo auf ein Schreiben angesprochen, in dem eine bekannte finnische Persönlichkeit eine Reihe von Gründen genannt habe, warum Ahtisaari für den Nobelpreis ungeeignet sei. Lundestad habe den Namen des Verfassers nicht genannt, wohl aber Details über den Inhalt des Schreibens mit ihm besprochen.

Der 68-jährige Diplomat sagte am Montag in Helsinki bei der Präsentation seines Buches, er sei damals über die "falschen Anschuldigungen" schockiert gewesen. Er habe Ahtisaari gegenüber Lundestad sowohl mündlich als auch in einem darauf folgenden Schreiben verteidigt.

Ahtisaari "höchst betrübt"

Stenbäck sagte, er habe seinerzeit auch mit Ahtisaari über die Angelegenheit gesprochen. Der "stets so positive" Ex-Präsident sei höchst betrübt über die Anschwärzungen gewesen. Selbst habe er, Stenbäck, durchaus einen Verdacht, wer hinter dem ominösen Brief stecken könnte, er habe allerdings "keine Lust, vor Gericht zu landen". Vermutlich müsse die Öffentlichkeit 50 Jahre lang warten, um zu erfahren, wer gegen Ahtisaari intervenierte; die Dokumente im Archiv des Nobelkomitees werden für so lange Zeit unter Verschluss gehalten.

Ahtisaari erhielt den Friedensnobelpreis vergangenes Jahr zuerkannt, nachdem er bereits in den Jahren zuvor als heißer Tipp an der Gerüchtebörse gehandelt worden war. Der finnische Spitzendiplomat war unter anderem als Vermittler bei der Beendigung des Bürgerkriegs in der indonesischen Provinz Aceh sowie bei der Staatswerdung Namibias erfolgreich. Ahtisaari war dagegen als UNO-Sondervermittler in den gescheiterten Gesprächen zwischen Belgrad und Pristina über die mittlerweile von einer großen Anzahl von Staaten anerkannten Unabhängigkeit des Kosovo umstritten. (APA)