Rom - In Italien herrscht Anarchie - zumindest auf dem Bausektor, kritisieren Umweltschutzorganisationen nach den Schlammlawinen auf Sizilien, bei denen dutzende Menschen starben. Es werde "überall und ohne Rücksicht auf europäische Standards" gebaut, wird bemängelt. Nach Angaben des Zivilschutzes sind 70 Prozent der italienischen Gemeinden wegen nicht genehmigter Bauten und abgeholzter Wälder von Überschwemmungen bedroht.

In den von der Katastrophe heimgesuchten Gebieten bei Messina wird weiter gesucht. 35 Menschen gelten als vermisst, bisher wurden 24 Leichen geborgen. Mehr als 560 Menschen sind obdachlos, sie wurden vorläufig in Schulen und Hotels untergebracht.

Regierungschef Silvio Berlusconi versprach, dass die Obdachlosen in maximal vier Monaten wieder Wohnungen haben werden. An den zerstörten Orten könne aus Sicherheitsgründen nicht wieder gebaut werden, neue Gebäude sollen in nicht gefährdeten Gebieten errichtet werden. "Aus der Erfahrung mit dem Erdbebengebiet Abruzzen können wir sicher sein, dass wir den Obdachlosen in vier Monaten wieder eine Wohnung zur Verfügung stellen können", versicherte der Regierungschef. Es sei ein Wunder, dass es nicht noch mehr Todesopfer gegeben habe.

Staatschef Giorgio Napolitano forderte einen "ernsthaften Sicherheitsplan" für italienische Häuser, anstatt in Großprojekte zu investieren. (red/DER STANDARD - Printausgabe, 6.10.2009)