Verdacht auf Steuerhinterziehung in Höhe von 2,5 Millionen Euro - Laut Strabag sind Subunternehmer betroffen.

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Moskau - Ungewöhnlichen Besuch erhielt der österreichische Baukonzern Strabag diese Woche in Moskau. 50 Ermittlungsbeamte der Moskauer Abteilung für Steuerdelikte haben am Dienstag unterstützt von Polizei-Sondereinheiten vier Büros der Strabag unter die Lupe genommen. Im Lauf der Durchsuchungen wurden Buchhaltungsdokumente und Verträge beschlagnahmt.

Wie die russische Tageszeitung Kommersant berichtete, ermitteln die Behörden wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in Höhe von 108 Millionen Rubel (rund 2,5 Millionen Euro). Ein entsprechendes Strafverfahren wurde am 18. September eingeleitet. Demzufolge sollen noch nicht näher bekannte Verdächtige in den Jahren 2004 bis 2006 im Rahmen des Wiederaufbaus des Moskauer Hotels Moskwa unweit des Roten Platzes und bei der Errichtung des Luxus-Wohnkomplexes Blischnaja Datscha Steuern hinterzogen haben. Das Hotel Moskwa, das einen Auftragswert von 137 Millionen Euro hat, ist eine von 25 Strabag-Baustellen in Moskau.

Laut Alexander Ortenberg, Generaldirektor von Strabag in Russland, betreffen die Ermittlungen nicht die Strabag selbst, sondern Subunternehmer. Im Visier der Steuerfahnder sind die Auftragnehmer Kara-Stroj, ORG Jewrostroj, Strojservis, Bisnessstrojaljans, StrojGidroTech. Die Ermittler halten diese jedoch nur für Scheinfirmen, mit denen die Strabag Verträge abgeschlossen haben soll, um so die Gewinnsteuer zu senken und einen Vorsteuerabzug zu erhalten. Laut Kommersant wurden dieSubfirmen anhand gestohlener oder verlorener Dokumente registriert, verfügten über keine Büros und Mitarbeiter und gingen keiner operativen Tätigkeit nach. Die Strabag gab zu den Vorwürfen am Mittwoch keine Stellungnahme ab.

Die Ermittlungen sind nicht das einzige Ungemach, das die Strabag in den vergangenen Monaten in Moskau ereilte. Anfang September kam es auf einer Strabag-Baustelle zum Einsturz einer Tiefgarage. Ein Arbeiter kam ums Leben, drei weitere wurden schwer verletzt. Die Stadtverwaltung gab daraufhin eine Überprüfung aller Strabag-Baustellen in Moskau bekannt.

Nicht ganz rund läuft es für die Strabag auch bei der Auftragsvergabe in der Olympiastadt Sotschi. Oligarch Oleg Deripaska, der an der Strabag bis zur Krise zu 25 Prozent beteiligt war, sollte als Türöffner dienen. Doch Deripaska, der derzeit mit der Umschuldung seiner Unternehmen beschäftigt ist, hat sich aus den Sotschi-Projekten großteils zurückgezogen. Ursprünglich rechnete die Strabag mit einem Projektvolumen von 500 Millionen Euro. (Verena Diethelm, Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.10.2009)