Paris - Die Nachtests von Dopingproben der Tour de France 2008 mit verfeinerten Methoden haben keinen neuen Dopingfall ans Licht gebracht. "Die 17 Nachkontrollen waren negativ", sagte der Chef der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD, Pierre Bordry, am Mittwoch in Paris. Von welchen Fahrern die auf das EPO-Nachfolgeprodukt CERA kontrollierten Proben stammten, wollte Bordry nicht sagen.  Für weitere Tests hätten die Mittel gefehlt.

Im vergangenen Jahr waren bei Nachkontrollen der Niederösterreicher Bernhard Kohl (Gesamt-Dritter und Bergkönig), sein deutscher Teamkollege Stefan Schumacher (zweifacher Etappensieger und Träger des Gelben Trikots) sowie der Italiener Leonardo Piepoli positiv auf Cera getestet worden. Schon während der Tour 2008 waren der italienische Kletterspezialist Riccardo Ricco (CERA), die beiden Spanier Manuel Beltran und Moises Duenas (jeweils Epo) sowie der Kasache Dimitri Fofonow (Stimulans) erwischt worden. In der heurigen Tour de France gab es keinen Dopingfall.

Zufrieden gab sich Pierre Bordry bei seiner Pressekonferenz in Paris aber nicht. Zu sehr stört sich der AFLD-Chef am Testprogramm bei der heurigen Tour, bei der positive Tests Fehlanzeige blieben. "Das war nicht alles so, wie es sein sollte", kritisierte Bordry mit Blick auf den Radsport-Weltverband UCI, der diesmal die Oberhoheit bei den Kontrollen innehatte. Wichtige Regeln seien nicht eingehalten worden. Deshalb wolle man bei der Tour de France 2010 auch nicht mehr mit der UCI zusammenarbeiten. Das beruht auf Gegenseitigkeit.

Michael Lehner, Anwalt von Schumacher, meinte, sein Mandant fühle sich mehr denn je als Bauernopfer, das auf Grundlage eines "unsicheren Ergebnisses" - das CERA-Testverfahren sei im Oktober 2008 nicht zulässig gewesen - gesperrt worden sei. "Die AFLD arbeitet nicht sauber", sagte Lehner. Auch den deutschen Molekularbiologen Werner Franke überzeugte die Kunde aus Paris nicht, wenn auch aus anderen ganz anderen Gründen. "Mit den unzulänglichen Testverfahren, die angewendet wurden, kann nichts herauskommen", monierte der Anti-Doping-Kämpfer.

UCI-Präsident Pat McQuaid schoss zurück. Am Rande des IOC-Kongresses in Kopenhagen wetterte der Ire gegen seinen Gegenspieler Bordry und dessen "PR-Aktion". "Ich bin nicht erleichtert über die Ergebnisse, denn das Verhalten der AFLD und von Herrn Bordry war absolut inakzeptabel", schimpfte McQuaid. Bordry hätte sich mit der UCI zusammensetzen müssen, "bevor er an die Öffentlichkeit geht und eine negative Stimmung auslöst".

Dessen Mängelliste bezüglich den UCI-Kontrollen ist lang. Bordry bemängelte eine zu große Nähe der UCI-Kontrolleure zu den Fahrern, Zeitverzögerungen bei den Tests, einen schlechten Umgang mit den Proben und eine bevorzugte Behandlung des Astana-Teams um Gesamtsieger Alberto Contador und Lance Armstrong. Er verstehe nicht, warum die Tour-Verantwortlichen nicht das machen, wozu sie sich verpflichtet hätten, sagte Bordry. (APA/Si)