Steve Ballmer würgt einen IT-Veratnwortlichen auf der Bühne in München. Allerdings war es nur ein einstudierter Gag, der die Presseveranstaltung auflockern sollte.

Foto: Gregor Kucera

Danach dann entspanntes Lachen beim Microsoft-Chef und eine Abschlusspointe für das Auditorium.

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Steve Ballmer, seines Zeichens Microsoft-Chef, ist dieser Tage auf Werbetour für Windows 7. Nach London und Paris, folgte München, wo Ballmer im BMW Museum erklärte, warum das kommende Betriebssystem Unternehmen Vorteile bringen werde. Nebenbei gab es auch noch einige interessante Aussagen zu den wesentlichsten Funktionen von Windows 7, der Bedeutung des kommenden Betriebssystems für den Softwarekonzern, aber auch zu Windows Vista, XP und der zukünftigen Zune-Strategie.

Die wichtigsten Features

"Windows 7 wird sowohl für unsere Anwender und Support-Mitarbeiter als auch für unsere IT-Umgebung zahlreiche Vorteile bringen", sagte Karl-Erich Probst, CIO BMW Group beim Zusammentreffen mit Steve Ballmer in München. Die wichtigsten Features von Windows 7 seien, so die Meinung bei BMW, die wesentlich schnelleren Boot-Zeiten, eine Ansicht, die erst kürzlich von IoIo Technologies in einer Studie als Irrglaube widerlegt wurde, der WebStandard berichtete. Auch der XP-Mode sei ein wesentliches Kriterium im kommenden Betriebssystem.

 

 

 

Windows Vista und XP

Steve Ballmer wiederum erklärte in München, dass man Windows Vista noch lange Zeit nicht vergessen werde. Immerhin wäre das Betriebssystem bei zahlreichen Unternehmen im Einsatz und würde daher selbstverständlich auch weiterhin entsprechend unterstützt. Auch Windows XP wird wohl noch länger eine Rolle spielen - immerhin laufen viele Netbooks unter dem Vista-Vorgänger. Allerdings erwartet Microsoft, dass Windows 7 hier in kurzer Zeit eine entscheidende Rolle spielen wird.


Das Projekt Windows 7 bei BMW

Rund 100.000 Mitarbeiter sind für BMW an 250 Standorten weltweit in Ländern wie Deutschland, den USA, China oder Südafrika tätig. Auf den etwa 85.000 genutzten Desktop-PCs ist seit 2001 Windows XP installiert. Obwohl das System stabil und zufriedenstellend läuft, so die Aussage der IT-Verantwortlichen in München, plant BMW "aufgrund der funktionalen und finanziellen Vorteile den Umstieg auf Windows 7". Seit Anfang 2009 testet BMW das neue Betriebssystem. Bis zu 500 NutzerInnen werden bis Ende des Jahres am Pilotprogramm teilnehmen. Im nächsten Jahr weitet das Unternehmen die Kompatibilitätstests auf 5.000 AnwenderInnen in einer produktiven Umgebung aus. 2011 sollen alle 85.000 Arbeitsplatz-PCs mit Windows 7 aktualisiert sein.

Die Bedeutung von Windows 7

Windows 7 habe für Microsoft schon jetzt eine große Bedeutung und nicht erst ab dem 22. Oktober. Die Frage welche Erwartungen Microsoft aus Unternehmenssicht an das kommende Betriebssystem knüpft, wollte Ballmer nicht in Zahlen fassen. Die Wirtschaftskrise würde hier wohl noch Auswirkungen erkennen lassen. "Die Wirtschaft wird sich erholen. Aber es wird dauern bis man wieder auf dem früheren Niveau sein wird", so Ballmer. 

Auswirkungen auf die PC-Branche

Auch die Hoffnungen der PC-Branche, nämlich dass durch Windows 7 ein Verkaufsboom bei Neugeräten einsetzen wird, wollte Ballmer nicht eindeutig bejahen. Wohl aber erhofft er sich durch das Betriebssystem einen positiven Effekt auf die gesamte Branche.

Die Zukunft des Zune

Am Rande seiner Europa-Tour erklärte Ballmer zudem auch, dass die Zukunft des Multimedia-Players Zune derzeit noch in den Sternen stehen würde. Es sei durchaus denkbar, dass in Zukunft keine Hardware mehr aus dem Hause Microsoft geliefert werde, sondern eine spezielle Software, die auf PCs und Xbox läuft und entsprechende Multimedia-Features bringt.

 

 

Ein bisschen Spaß muss sein

In München gab es auch einiges an Unterhaltung - nicht nur Steve Ballmer in grimassentechnischer Hochform. Gleich zu Beginn begrüßte ein Vertreter Microsoft Deutschlands die Anwesenden sehr herzlich zur Veranstaltung bei IBM - und musste dann unter dem Gelächter von Steve Ballmer auf BMW korrigieren. Wenig später würgte Steve Ballmer einen seiner Gesprächspartner, nachdem dieser erklärt hatte, dass er Windows 7 nicht ausrollen wird. Der einstudierte Gag endete in der Aussage, er werde "es nicht ausrollen, weil er natürlich schon längst im Einsatz hat".

Werbetour durch Europa

Steve Ballmer absolvierte in den letzten Tagen eine wahre Monster-Werbetour durch Europa: Von London über Paris nach München, dann Mailand - und immer im Dienste des kommenden Betriebssystems.

Am 22. Oktober ist es soweit

Windows 7 wird am 22. Oktober offiziell gestartet. Schon jetzt scheiden sich die Geister, ob es wirklich einen schnellen Umstieg der Unternehmen geben wird, oder doch ein Abwarten wie bei Windows Vista. Die Berührungsängste dürften dank Windows XP-Mode doch geringer ausfallen, zudem erwarten AnalystInnen auch wieder einen Anstieg der IT-Budgets und damit auch deutliche Investitionen in die Software. Steve Ballmer kann sich auf jeden Fall nicht vorwerfen lassen, dass er sich zu wenig für das neue Betriebssystem eingesetzt hätte.(Gregor Kucera, derStandard.at vom 11.10.2009)