Amman/Jerusalem - König Abdullah II. von Jordanien hat sich gegen die Vorstellung gewandt, dass der gegenwärtige Zustand im Nahen Osten einfach so bleiben könne, und Israel gewarnt, dass die Region wieder zurück "in dunkle Zeiten" rutschen könnte. In einem Interview mit der israelischen Tageszeitung "Haaretz" verwies der haschemitische Monarch am Donnerstag darauf, dass die von Israelis und Palästinensern beanspruchte Stadt Jerusalem zum "Pulverfass" werden könnte, das die gesamte islamische Welt in Flammen setzen würde. Jordanien hatte ebenso wie Ägypten mit Israel einen Friedensvertrag geschlossen.

Abdullahs verstorbener Vater, König Hussein, hatte die staatsrechtliche Ausgliederung des seit 1967 von Israel besetzten Westjordanlandes mit Ostjerusalem aus seinem Reich verfügt, um dem palästinensischen Selbstbestimmungsrecht Rechnung zu tragen. In Jerusalem, das den drei monotheistischen Weltreligionen heilig ist, wachsen die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis. In der Vergangenheit waren Zwischenfälle am Tempelberg oft Auslöser von arabischen Aufständen. Israelische Politiker spielen diese Gefahr jedoch herunter, der stellvertretende Ministerpräsident Silvan Shalom erklärte, er glaube nicht, dass es eine dritte Intifada wie Ende der 1980er-Jahre und 2000 geben werde. Wer dies behaupte, wolle nur Furcht säen.

Der jordanische König hatte während eines USA-Besuchs Israel vorgeworfen, Schritt für Schritt auf die Vertreibung der Christen und Muslime aus Jerusalem hinzuarbeiten. Die israelische Siedlungspolitik habe das Ziel, die "Identität" der Stadt so zu verändern, dass dort eines Tages keine Christen und Muslime mehr leben, hatte der Monarch erklärt. Der Streit um Jerusalem ist eines der Hauptprobleme im Nahost-Konflikt. Israels Hauptstadt-Anspruch wird international nicht anerkannt, deshalb unterhalten fast alle Staaten der Welt ihre Botschaften in Tel Aviv. Die Proklamation Jerusalems zur "ewigen und unteilbaren" Hauptstadt Israels durch das israelische Parlament 1980 ist von der UNO-Vollversammlung mehrmals für illegal und "null und nichtig" erklärt worden. Die Palästinenser beanspruchen den Ostteil Jerusalems als ihre Hauptstadt. (APA/Reuters)