"Ein kleiner Dot für Adobe, aber ein großer Schritt für die Handy-Heit": Den Flash-Player des Softwarekonzerns gibt es bald auch für Smartphones, kündigte Adobe-Technikchef Kevin Lynch an.

Foto: Adobe/Goldman

Mit seiner Flash-Technologie, den meisten Web-Usern zum Abspielen von Videos bekannt, will Softwarekonzern Adobe eine Schlüsselrolle bei Smartphones spielen, die immer mehr mobilen Computern gleichen. Mit der 2010 auf den Markt kommenden Version Flash 10.1 können Handys unterschiedlichster Hersteller eine Vielzahl von Software bekommen, ähnlich den für Apples iPhone entwickelten Anwendungen für Spiele, Medien oder Programme für Twitter oder Facebook.

"Es ist nur ein kleiner Dot für Adobe, aber ein großer Schritt für die Handy-heit", scherzte Adobes Technik-Chef Kevin Lynch bei der Ankündigung bei der jährlichen Entwicklerkonferenz Max in Los Angeles. Für Handys kann es tatsächlich ein großer Schritt werden, denn seit Apple mittlerweile 85.000 Anwendungen zwei Milliarden mal an seine Kunden brachte, bemüht sich die Branche das erfolgreiche Modell zu kopieren.

Flash als Mittler

Das Problem dabei: Die jeweilige Software muss für jedes Betriebssystem programmiert werden. Da es sich bei den Anbietern oft um kleine Firmen handelt, haben sie selten die Ressourcen, für unterschiedliche Handys zu entwickeln - also bleiben sie oft auf die populärste Plattform beschränkt.

Flash bietet sich hier als Mittler zwischen den Handy-Betriebssystem (von denen es immer mehr gibt: Nokia Symbian und Maemo, Windows Mobile, Google Android, RIM Blackberry, Linux, Palm Web OS, Apple iPhone) und Software-Anbietern an: Sie müssen nur einmal - für Flash - entwickeln und können für alle Handys verkaufen. Obendrein erhält Flash Funktionen wie der App Store: Es kann Programme vertreiben und Zahlungen abwickeln.

Verkauf von Inhalten

Medienunternehmen will Adobe damit locken, dass sie so ihre Inhalte verkaufen können, statt sie gratis über den Internet-Browser zu verschenken: Medien wie die New York Times, CNN oder der Stern bieten eigene kleine Programme für optimale Präsentation ihrer Angebote an. Die Bereitschaft, dafür zu zahlen, scheint höher zu sein als bei normalen Webseiten: Der CNN-Player um zwei Dollar ist derzeit das meistverkaufte Programm am iPhone.

Während sich jetzt auch RIM und Google, trotz eigener Marktplätze für Anwendungen, der Initiative angeschlossen haben und Nokia ein gewichtiger Partner bei Adobes "Open Screen Initiative" ist, bleibt jedoch das iPhone für Flash verschlossen. Zu groß und zu lukrativ ist der Vorsprung, den Apple bei Anwendungen gegenüber der Konkurrenz hat, als dass es sich mittels Flash auf die selbe Stufe stellen will.

Hintertür

Adobes Interesse, das iPhone zu "knacken", bleibt groß. Einstweilen hat es eine Hintertür gefunden: Flash-Entwickler können Programme künftig als iPhone-Version abspeichern und über Apples App Store anbieten. Das eigentliche Ziel ist damit nicht erreicht, auch zum Ärger von iPhone-Kunden, die so eine Vielzahl mit Flash gestalteter Internetseiten nicht benutzen können. Kevin Lynch warnt Apple, nicht vergangene Fehler zu wiederholen: "Die erste Maus gab es für den Mac, aber Microsoft hat den Markt gewonnen", weil es anders als Apple sein Betriebssystem Windows lizenzierte.

Nicht nur bei Handys, auch auf dem Computer will Adobe die Rolle seiner Flash-Technologie ausweiten. Und hat dabei von Apple gelernt: Als Medienplayer und Programmplattform kann Flash eine Art App Store für den PC oder Mac werden. Das gewohnte Internet, über den Browser durchsurft, zerfällt dabei in spezielle kleine Anwendungen, Widgets, etwa für die Zeitung, einen TV-Sender oder das Wetter - so wie am Handy und bei Internet-TV-Geräten.

Auch hier sollen Medien über die Möglichkeit zur "Monetarisierung" mitspielen. Major League Baseball, MLB.com, zeigte bei der Max einen "Fernseher", der bis zu vier Spiele gleichzeitig in HD zeigt, Aufzeichnungen ermöglicht, und zusätzliche Funktionen wie Twitter-Feeds bietet - gegen eine kleine App-Gebühr von zehn Dollar. (Helmut Spudich aus Los Angeles/ DER STANDARD Printausgabe, 9. Oktober 2009)