Washington - US-Präsident Barack Obama hat am Freitag nach Medienberichten mit "Demut" auf den ihm zuerkannten Friedensnobelpreis reagiert. Das Weiße Haus in Washington reagierte am frühen Freitagmorgen zunächst mit Sprachlosigkeit. Wie der TV-Sender CBS berichtete, wandte sich Regierungssprecher Robert Gibbs mit einer E-Mail an den Sender, die lediglich aus einem einzigen Wort bestand: "WOW".

Die konservative Zeitung "The Wall Street Journal" reagierte äußerst kritisch auf die Entscheidung des norwegischen Nobelkomitees. "Barack Obama gewinnt den Nobelpreis: Wofür?", kommentiert das Blatt in seiner Online-Ausgabe. Das sei "grotesk", hieß es. "Nun kann ein politischer Führer einen Friedenspreis gewinnen, weil er sagt, er wolle irgendwann in der Zukunft Frieden bringen." Zugleich weist das Blatt darauf hin, dass Obama derzeit über eine Aufstockung der Truppen im Afghanistan-Krieg zu entscheiden hat.

Komitee-Vorsitzender Jagland verteidigt Entscheidung

Der Vorsitzende des Nobelkomitees des norwegischen Parlaments, Thorbjörn Jagland, hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an den erst seit knapp neun Monaten amtierenden Obama verteidigt. "Wenn man die Geschichte des Nobelpreises betrachtet, dann haben wir bei vielen Gelegenheiten versucht, das zu stärken und zu fördern, was bestimmte Persönlichkeiten gerade durchzuführen versuchten: Zum Beispiel, als (der deutsche Kanzler) Willy Brandt den Preis 1971 bekam, hatte seine Ostpolitik in Europa begonnen, die so wichtig war für das, was dann viele Jahre später geschehen ist. Oder die Vergabe 1990 an (den sowjetischen Präsidenten) Michail Gorbatschow, der die Welt komplett verändert hat."

Auf die Frage, ob das Nobelkomitee nicht eine "gewagte Entscheidung" getroffen habe, sagte Jagland: "Alles, was in der Welt seit Obamas Amtsantritt geschehen ist, und wie das internationale Klima sich geändert hat, ist mehr als genug, um zu sagen, dass er das erfüllt, was in Alfred Nobels Testament steht. Nämlich, dass der Preis an denjenigen gehen soll, der im vorausgegangenen Jahr am meisten für internationale Verbrüderung und Abrüstung sowie die Förderung von Kooperation und Dialog getan hat."

Zu dem Vorwurf, das Komitee hätte eine "populistische Entscheidung" getroffen, meinte Jagland, der auch amtierender Parlamentspräsident ist und kürzlich zum nächsten Europarats-Generalsekretär gewählt wurde: "Wer das meint, der soll sich die Realitäten in der Welt vor Augen führen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen." Es habe positive Reaktionen aus Russland und China zu Obamas bisherigen Initiativen gegeben.

Stoltenberg: Preis nicht zu früh

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg hat die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an Obama als "spannende und nach vorne gerichtete Entscheidung" begrüßt. Der sozialdemokratische Regierungschef meinte am Freitag in Oslo: "Der Preis kommt nicht zu früh. Es ist spannend, wenn er an jemanden geht, der mitten in der Verantwortung steht und etwas durchzusetzen hat." Stoltenberg hob auch positiv Obamas "ausgestreckte Hand gegenüber der islamischen Welt" hervor.

ElBaradei: "Niemand hätte ihn mehr verdient"

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO - IAEA), Mohammed ElBaradei, hat sich begeistert über die Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama gezeigt. "Mir fällt niemand ein, der diese Ehre mehr verdient hätte", zitierte die IAEA ElBaradei am Freitag in Wien. In weniger als einem Jahr im Amt habe es Obama geschafft, "die Hoffnung auf eine Welt, die mit sich selbst in Frieden ist, wiederaufleben zu lassen".

2005 hatten die Internationale Atomenergiebehörde und ihr Generaldirektor, der Ägypter ElBaradei, den Friedensnobelpreis erhalten. Der US-Präsident habe einen herausragenden Führungsstil im Hinblick auf eine nuklearwaffenfreie Welt gezeigt, sagte ElBaradei. Er lobte auch Obamas "unerschütterlichen Einsatz für Diplomatie, gegenseitigen Respekt und Dialog" als besten Weg zur Konfliktlösung. Der US-Präsident habe der Welt eine "neue Vision" geschenkt, die auf "menschlichem Anstand, Fairness und Freiheit" beruhe. Dies sei eine Inspiration für alle Menschen.

Peres gratuliert, Likud befürchtet Druck

Der israelische Staatspräsident Shimon Peres hat am Freitag US-Präsident Barack Obama in einem Glückwunschtelegramm zum Friedensnobelpreis gratuliert. Gleichzeitig äußerten rechtsgerichtete Politiker des Landes in ersten Reaktionen auf die Nachricht aus Oslo die Befürchtung, dass Obama jetzt stärkeren Druck auf Israel ausüben könnte, um die von ihm gewünschte Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern durchzusetzen.

Obama habe der gesamten Menschheit neue Hoffnung gegeben, heißt es in dem Telegramm von Peres. "Nur sehr wenige Führer, wenn überhaupt, haben es geschafft, die Stimmung in der gesamten Welt in solch kurzer Zeit und mit solch tiefgehenden Auswirkungen zu verändern". Unter der Führung Obamas sei Frieden wieder zu einem "echten und originären Programm" geworden. "Sie haben uns die Lizenz zum Träumen und zum Handeln in in eine noble Richtung gegeben", heißt es weiter.

Der israelische Parlamentspräsident Reuven Rivlin vom nationalkonservativen Likudblock äußerte gegenüber dem Rundfunk die Sorge, dass Obama nun Israel einen Frieden "aufzwingen" könnte. "Ein aufgezwungener Frieden hat nichts mit einem echten Frieden zu tun und kann auch nicht halten." Rivlin fügte hinzu, dass die Wahl des Nobelkomitees in seinen Augen "eigentümlich, sehr eigentümlich" sei. Verteidigungsminister Ehud Barak von der Arbeiterpartei äußerte die Hoffnung, dass die Auszeichnung "Obamas Fähigkeit stärken werde, zu einem regionalen Frieden im Nahen Osten und zu einem Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern beizutragen, was allen Nationen in der Region Sicherheit und Wohlstand bringen sollte." Baraks Erklärung wurde während eines Treffens des Verteidigungsministers mit dem amerikanischen Sondergesandten George Mitchell veröffentlicht.

Palästinenser sehen große Verpflichtung für Obama

Der palästinensische Politiker Saeb Erekat, Chefverhandler der Fatah von Präsident Mahmoud Abbas bei den seit einem Jahr blockierten Gesprächen mit Israel, begrüßte die Auszeichnung Obamas: "Wir hoffen, dass er fähig sein wird, Frieden im Nahen Osten zu schaffen, einen israelischen Rückzug zu den Grenzen von 1967 durchzusetzen und die Errichtung eines palästinensischen Staates aufgrund der Grenzen von 1967 mit Jerusalem als Hauptstadt."

Die palästinensische Führung hat zusätzliche Anstrengungen für einen Frieden im Nahen Osten verlangt. "Ich hoffe, dass der Preis ein zusätzlicher Ansporn für Präsident Obama ist, noch härter für einen Frieden in unserer Region zu arbeiten", sagte der Sprecher der palästinensischen Regierung, Ghassan Khatib, am Freitag in Ramallah. "Der Preis wird Obama eine zusätzliche Verantwortung auferlegen, sich für den Frieden in der Welt zu engagieren."

Obama hatte in Reden vor dem türkischen Parlament in Ankara sowie in Kairo einen vollständigen israelischen Siedlungsstopp in den palästinensischen Gebieten und die Gründung eines souveränen palästinensischen Staates gefordert, der mit Israel Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben könne. Der US-Nahost-Sonderbeauftragte George Mitchell hält sich derzeit in Israel auf. Seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses haben am Donnerstag einen schweren Dämpfer erhalten: Israels Außenminister Avigdor Lieberman rechnet nach eigenen Worten in den kommenden Jahren nicht mit einer umfassenden Friedensregelung in der Konfliktregion. In einigen "zentralen und emotionalen" Fragen sei keine Einigung zwischen Israel und den Palästinensern zu erzielen. Denkbar sei höchstens ein Zwischenabkommen, das die schwierigsten Punkte wie die Zukunft der jüdischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten ausklammere.

Karzai zufrieden, Taliban finden alles "ungerecht"

Das norwegische Nobelkomitee hat nach den Worten des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai die "richtige" Wahl getroffen. "Seine harte Arbeit und seine neue Vision für die globalen Beziehungen, sein Wille und seine Anstrengungen, auf dem Weltniveau freundschaftliche und gute Beziehungen und weltweiten Frieden zu schaffen, machen ihn zum angemessenen Empfänger des Friedensnobelpreises", sagte Karzais Sprecher Siamak Hirai am Freitag in Kabul. "Wir beglückwünschen Obama."

Die gegen die US-geführten ausländischen Truppen kämpfenden Taliban hingegen kritisierten die Entscheidung des Nobelkomitees des norwegischen Reichstags als "ungerecht". Obama habe "in Afghanistan keinen einzigen Schritt in Richtung Frieden" unternommen, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mujaheed telefonisch der Nachrichtenagentur AFP. "Wir verurteilen den diesjährigen Preis als ungerecht."

Simbabwes Premier gratuliert

Simbabwes Ministerpräsident Morgan Tsvangirai hat US-Präsident Barack Obama gratuliert. "Er hat ihn verdient", sagte der frühere Oppositionsführer, der selbst als einer der Favoriten für die Auszeichnung gegolten hatte, am Freitag im nordspanischen Valladolid. Mit der Entscheidung habe das Nobelkomitee einen guten Kompromiss gefunden, der dem Ziel der Auszeichnung gerecht werde.

Tsvangirai, ein langjähriger Widersacher des umstrittenen simbabwischen Staatschefs Robert Mugabe, ist seit rund acht Monaten Ministerpräsident in einer Regierung der Nationalen Einheit. Selbst voriges Jahr als Kandidat für den Friedensnobelpreis gehandelt, wird er am Abend in Valladolid (Spanien) den Cristóbal-Gabarrón-Preis für sein Engagement für Versöhnung und Demokratie in Simbabwe entgegennehmen.

Kenia sieht "Meilenstein"

Der kenianische Präsident Mwai Kibaki sprach in seinem Glückwunschschreiben an Obama von einem "Meilenstein". Mit dem Friedensnobelpreis werde Obamas Beitrag für einen besseren Zustand der Menschheit gewürdigt. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass dieser Preis Ihren Anstrengungen für dauerhaften Frieden in Gebieten, in denen schon lange Krieg gewütet hat, neue Schubkraft geben wird", schrieb Kibaki.

Der kenianische Familienzweig von Barack Obama äußerte sich voller Stolz über die Verleihung des Friedensnobelpreises an den US-Präsidenten. "Wir sind sehr stolz über diese Auszeichnung für Barack", sagte sein Halbonkel Said Obama, der bei Obamas Stiefgroßmutter Sarah Obama im westkenianischen Kogelo lebt. "Das ist eine große Ehre."

Die Friedensnobelpreisträgerin und Umweltschützerin Wangari Maathai erklärte: "Obama ist eine Inspiration". In dem ostafrikanischen Land, aus dem sein Vater stammte, wird Obama als "Sohn Afrikas" verehrt.

Mandela sieht Hoffnungszeichen

Der südafrikanische Alt-Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela hat die Vergabe des Preises an Obama als "Hoffnungszeichen" begrüßt. Über seine Stiftung ließ der einstige Anti-Apartheid-Kämpfer und Chef des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) erklären: "Wir hoffen, dass dieser Preis sein (Obamas) Engagement stärken wird, als Staatschef der mächtigsten Nation der Erde weiter den Frieden und die Ausmerzung der Armut zu propagieren."

Barroso: "Globale Antworten auf globale Herausforderungen"

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama begrüßt. Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees in Oslo reflektiere die von Obama geweckte "Hoffnung auf eine atomwaffenfreie Welt", erklärte eine Sprecherin des Kommissionspräsidenten am Freitag in Brüssel. Zugleich sei der Preis auch eine "Anerkennung für die von Obama geweckten Erwartungen, dass er eng mit den Partnern der Vereinigten Staaten von Amerika zusammenarbeiten und globale Antworten auf globale Herausforderungen suchen wird." Barroso habe dies auch in einem Gratulationsschreiben an Obama zum Ausdruck gebracht, gab Kommissionssprecherin Pia Ahrenkilde Hansen bekannt. 

NATO-Generalsekretär Rasmussen: "Wohlverdient"

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat Obama zur Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis gratuliert. "Präsident Obama hat außergewöhnliche Anstrengungen unternommen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken", heißt es in einer Erklärung Rasmussens vom Freitag in Brüssel. Außerdem habe Obama "auch durch das Nordatlantische Bündnis" seine Entschlossenheit zur Schaffung von Frieden und zur Verteidigung grundlegender Menschenrechte unter Beweis gestellt. Der NATO-Generalsekretär: "Die Ehrung ist wohlverdient."

Sarkozy: Preis stärkt Willen zur Zusammenarbeit

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama als weltweite Ermutigung gewertet, mit dem US-Präsidenten für Frieden und Gerechtigkeit zu wirken. Das Nobelpreiskomitee "zeichnet mit seinem angesehensten Preis Ihr entschiedenes Engagement für die Menschenrechte, für die Gerechtigkeit und für die Verbreitung des Friedens in der Welt aus", schrieb Sarkozy an Obama. "Es wird damit Ihrer Vision der Toleranz und des Dialogs der Staaten, Kulturen und Zivilisationen gerecht. Es ehrt schließlich die Rückkehr Amerikas in die Mitte aller Völker der Erde."

Sarkozy beglückwünschte Obama und das amerikanische Volk. "Ich freue mich so, dass dieser Preis heute Ihnen zuerkannt wird, weil ich weiß, dass er Ihre Entschlossenheit stärken wird, für die Gerechtigkeit, für den Frieden und für die großen Gleichgewichte unseres Planeten zu handeln. Ich bin überzeugt, dass jeder überall in der Welt daraus einen noch stärkeren Willen ziehen wird, mit Ihnen und Amerika zusammenzuarbeiten, um diese gemeinsamen Ziele zu erreichen."

Merkel: Ansporn für seine Abrüstungspolitik

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte Obama. "Es ist ihm in kurzer Zeit gelungen, weltweit einen neuen Ton zu setzen, Gesprächsbereitschaft zu schaffen", sagte Merkel am Freitag in Leipzig und sprach von einer "großartigen Auszeichnung". "Ich glaube, wir sollten ihn alle unterstützen dabei, Frieden auf der Welt noch besser möglich zu machen. Es gibt noch sehr vieles zu tun, aber es ist auch ein Fenster der Möglichkeiten geöffnet worden."

Obamas Eintreten für eine atomwaffenfreie Welt sei ein Ziel, an dessen Umsetzung in den kommenden Jahren alle mitarbeiten müssten, sagte die deutsche Kanzlerin. Der Nobelpreis sei "mit Sicherheit auch Ansporn für den amerikanischen Präsidenten, aber auch für uns alle, dabei zu helfen".

Walesa: "Zu schnell" 

Der polnische Friedensnobelpreisträger Lech Walesa zeigte sich über die Auszeichnung für Obama überrascht. "So schnell? Zu schnell", sagte Walesa dem Fernsehsender TVN24 am Freitag. Obama habe erst begonnen, er müsse nun handeln, erklärte der Ex-Präsident Polens. Er verstehe die Auszeichnung als eine "Ermunterung" für Obama. "Wir werden sehen, ob er ausharrt und das tut, was er vorgeschlagen hat", bemerkte Walesa. Walesa hatte den Nobelpreis 1983 erhalten. Er stand damals an der Spitze des demokratischen Widerstandes gegen das kommunistische Regime in Polen.

Berlusconi applaudiert

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi nannte es "positiv", dass der Preis an Obama gegangen sei. "Wir haben davon während der Ministerratssitzung erfahren und Obama mit Überzeugung applaudiert", erklärte Berlusconi am Freitag laut italienischen Medienberichten in Rom.

Russland: "Vertrauensvorschuss" für US-Präsidenten

Russland hat mit einiger Verwunderung auf die Vergabe des Friedensnobelpreises an US-Präsident Barack Obama reagiert, die Würdigung aber im Großen und Ganzen begrüßt. Die Anerkennung stärke die Hoffnung auf eine tatsächliche "Erwärmung" der russisch-amerikanischen Beziehungen, sagte der Vizechef des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Leonid Sluzki, am Freitag nach Angaben der Agentur Interfax. Die Preisvergabe lasse auch hoffen, dass mit Hilfe Obamas weniger Gefahren für die globale Sicherheit geben werde.

Andere russische Abgeordnete sagten, die Entscheidung des Nobelpreiskomitees sei unerwartet gekommen und vor allem ein "Vertrauensvorschuss". Die Auszeichnung sei eine klare Aufforderung an Obama, keinen Krieg gegen den Iran zu entfesseln, sagte Kommunistenchef Gennadi Sjuganow.

"Obama hat sein Land auf einen friedlicheren politischen Kurs gesetzt und sagt sich von der bisherigen US-Rolle eines Weltpolizisten los", sagte der Abgeordnete Sluzki weiter. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Föderationsrates, Michail Margelow, forderte, dass Obama dem "Nobel-Bonus" nun Taten folgen lassen müsse. "In der Welt gibt es viele Probleme, die einen 'Nobel'-Ansatz brauchen - gemeint ist der Kampf gegen den Terrorismus und Seuchen, gegen die Verbreitung von Atomwaffen und um die Energiesicherheit. Also, Herr Obama, vorwärts!"

Der russische Präsident Dmitri Medwedew zeigte sich vor der Bekanntgabe des Preises zuversichtlich, dass Moskau und Washington ihre Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für den zum Jahresende auslaufenden START-Vertrag über die Reduzierung strategischer Offensivwaffen erfolgreich abschließen können. Medwedew, der sich am Freitag in Moldau aufhielt, will am Rande der laufenden Abrüstungsverhandlungen in der kommenden Woche auch US-Außenministerin Hillary Clinton in Moskau treffen.

Gorbatschow gratuliert

Der russische Friedensnobelpreisträger und frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow hat die Vergabe der Auszeichnung an Obama begrüßt. "Sie sind eine würdige Ergänzung in unserer Familie der Nobelpreisträger", schrieb der 78-Jährige nach Angaben der Agentur Interfax am Freitag in einem Telegramm ans Weiße Haus. Obama habe mit seinen Initiativen die diplomatische Atmosphäre in der Welt wesentlich verbessert. "Mir sind Ihre Visionen nahe", schrieb Gorbatschow. Das Nobelpreiskomitee habe "richtig entschieden". Gorbatschow hatte die Auszeichnung 1990 für seinen Anteil an der Überwindung des Ost-West-Konflikts erhalten.

Maguire: Wahl Obamas "sehr traurig"

Die nordirische Nobelpreisträgerin Mairead Corrigan Maguire hat die Verleihung der diesjährigen Auszeichnung an Barack Obama kritisiert. Die Entscheidung für den US-Präsidenten sei "sehr traurig", denn der Preis ginge normalerweise an Menschen, die Krieg und Militarismus beenden und für Abrüstung sind, sagte sie am Freitag. Obama müsse erst noch beweisen, dass er den Krieg in Afghanistan beenden wolle. Die heute 65-Jährige erhielt den Friedensnobelpreis 1976 zusammen mit Betty Williams. Beide Frauen hatten eine einflussreiche Friedensbewegung in Nordirland gegründet.

Fischer würdigt Einsatz für Welt ohne Atomwaffen

Bundespräsident Heinz Fischer hat Obama zum Friedensnobelpreis 2009 gratuliert. Die Zuerkennung der Auszeichnung bezeichnete Fischer in seinem Schreiben an den amerikanischen Präsidenten als "Ausdruck der Unterstützung Ihrer Bemühungen, sich den globalen Herausforderungen zu stellen". Fischer schloss sich der Begründung des Nobel-Komitees an: "Es ist Ihnen wirklich gelungen, ein neues Klima in der internationalen Politik zu schaffen." Besonders würdigte er die Stärkung der Diplomatie und den Einsatz Obamas für eine Welt ohne Atomwaffen.

"Österreich begrüßt die Tatsache, dass unter Ihrer Administration und dank Ihres persönlichen Einsatzes und Ihrer Entschlossenheit die multilaterale Diplomatie wieder eine zentrale Stellung in unseren gemeinsamen internationalen Anstrengungen erlangt hat", heißt es in dem Schreiben. Fischer versicherte darin zudem, "dass wir Österreicher auch Ihrer Vision und Ihrem Einsatz für eine Welt ohne Nuklearwaffen große Bedeutung beimessen".

Faymann erfreut

Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SP) hat die Entscheidung des Nobel-Komitees, Barack Obama den Friedensnobelpreis zu verleihen, am Freitag begrüßt: "Obama hat es geschafft, ein Klima der Aufbruchsstimmung zu erzeugen, dass es jetzt zu nutzen gilt." Als jemand der "Hoffnung wagt", sei es ihm gelungen, "das Ziel einer atomwaffenfreien Welt wieder in den Blickpunkt der internationalen Gemeinschaft zu rücken", wie es in der Aussendung heißt.

Darüber hinaus sei es nicht hoch genug einzuschätzen, dass Obama anstatt auf militärische Mittel zu setzen, auf Dialog, Diplomatie und die Stärkung internationaler Organisationen vertraut. Die Verleihung des Friedensnobelpreises sei daher als wichtiges Signal zu verstehen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und sich auch von den unvermeidbaren Hürden auf diesem Weg nicht entmutigen zu lassen. (APA)