Paris - Millionen von Fernsehzuschauern warteten gespannt, bis der französische Kulturminister Frédéric Mitterand im Fernsehen auftrat und bekannte, er habe in Thailand bezahlten Sex mit "garçons" gehabt - Buben also. Nicht mit Minderjährigen zwar, dafür mit "Boxern von vierzig Jahren", wie der Politiker präzisiert. Vehement verteidigte er dann seine "Ehre" und sagte: "Wer nie diese Art von Fehler begangen hat, werfe den ersten Stein."

"So weit haben wir es schon gebracht!", schimpfte daraufhin der Philosoph Alain Finkielkraut. Ein unbescholtener Mann, der zu seiner Homosexualität stehe, werde dem Volk zum Fraß vorgeworfen, nachdem ihn die "Internet-Meute" tagelang gejagt habe. Voyeure seien da am Werk, bigotte Heuchler wie in Molières Moralstück "Tartuffe". Auch der Abgeordnete Hervé Mariton von der Regierungspartei UMP meinte: "Wir haben uns in unserem eigenen Spiel gefangen."

Die Debatte in Frankreich rührt zum Teil daher, dass der rechtsextreme Front National als Erster Mitterrands südostasiatische Eskapaden gebrandmarkt hatte. Viele Franzosen verlangen nun, dass die Gerichte das letzte Wort haben sollten. Schon deshalb, um der Medienjustiz einen Riegel vorzuschieben. (brä/DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2009)