Staatssekretärin Christine Marek (Wirtschaftsministerium) zeichnet Karin Polzhofer (Kapo Holding), Ulrike Schwanzer (Schwanzer Steuer- und Wirtschaftsberatung), Maria Schröder (Tischlerei Aigner) und Marie-Luise Dietrich (Hermann Pfanner Getränke) mit dem EUF-Award 2009 aus.

Foto: Regine Hendrich

"Familienunternehmen beschäftigen über 70 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich", sagte Elisabeth Sechser, Leiterin des Instituts EUF (Erfolgreiche Unternehmensnachfolge durch Frauen), am Montagabend. Damit seien sie "das Rückgrat der heimischen Wirtschaft".

Bei einem Festakt in den Räumlichkeiten des Österreichischen Gewerbevereins präsentierte Sechser einige Ergebnisse der EUF-Studie Wenn Töchter weiterführen.

14 narrative Interviews mit (künftigen) Nachfolgerinnen wurden geführt sowie ein journalistisches Interview mit vier Nachfolgerinnen und der Institutsleiterin. Zudem gab es eine Diskussionsrunde und 16 ausgefüllte Fragebögen, aus denen Erkenntnisse über die weibliche Nachfolge in Familienunternehmen hervorgingen.

"Die Firma sitzt immer mit am Tisch", laute eine grundlegende Weisheit, wenn es um Familienbetriebe gehe, so Sechser. Das Unternehmen spiele im Alltag jederzeit eine Rolle. Schon von klein auf lernen die Kinder wirtschaftliche Zusammenhänge kennen, nehmen mitunter sogar an Meetings teil. Dabei sei wichtig, dass die Eltern ein Klima erzeugen, das den Nachwuchs zur Mitarbeit motiviert.

In der Regel verfügen die Nachfolgerinnen so schon lange vor der Übernahme "über ein hohes implizites Wissen" zu den Firmenabläufen, egal ob der Generationswechsel schließlich geplant oder auch recht plötzlich vonstatten geht.

Der Weg "von der Tochter zur Chefin" sei "nicht so einfach", zitiert Sechser die Interviewpartnerinnen. Aus der Sicht älterer Generationen bleibe man oft "die Kleine", obwohl man längst über alle betrieblichen Rechte verfüge. Auch nach außen sei - 21. Jahrhundert hin oder her - noch lange nicht klar, dass Frauen erfolgreich führen können. Die Frage, ob "der Chef" da sei, höre man immer wieder; der entsprechende Verweis auf "die Chefin" entlocke jedoch manchem Vertreter oder Kunden einen ungläubigen Blick.

"Es gibt viel zu tun", bemerkte Christine Marek, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, im Anschluss an Sechsers Vortrag. Die Studie tauge als Handlungsanleitung für die Politik, die sich des Unternehmerinnen-Aspekts bislang zu wenig angenommen habe.

Frauen sind krisensicherer

"Auf Frauen verzichten heißt Geld vernichten", verwies Marek auf den Umstand, dass Unternehmen, in denen Frauen auf allen Ebenen gut vertreten seien, erfolgreicher als andere seien. Zwar wachsen sie etwas weniger schnell - "weil Frauen nicht so risikofreudig sind" -, dafür seien sie aber deutlich krisensicherer, sagte die Wirtschaftsstaatssekretärin, bevor sie zur Verleihung der ersten EUF-Awards an vier Unternehmensnachfolgerinnen schritt.

Vergeben wurden die Preise an 22 erfolgreiche Nachfolgerinnen aus verschiedensten Branchen, von Frauen-untypischen wie der Rauchfangkehrerei oder der Metallverarbeitung bis hin zum Blumenhandel. Auch Paulus Stuller, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien, und Christian Friesl, Bereichsleiter für Gesellschaftspolitik der Industriellenvereinigung, fanden sich unter den Laudatoren. Weiters schritten Maria Rauch-Kallat, Ehrenpräsidentin von "Frau im ÖGV", ÖGV-Präsidentin Margarete Kriz-Zwittkovits und Peter Voithofer, Direktor der KMU-Forschung Austria, zur Übergabe der EUF-Awards. (Bernhard Madlener, DER STANDARD/Printausgabe 10.10./11.10.2009)