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Redskins-Fans wie dieser schüren den Ärger der Nachkommen der Ureinwohner.

AP Photo/Evan Vucci

Wer die Redskins sind, muss man einem Washingtoner nicht erklären, das weiß er auch so. Zuzügler, die es vielleicht noch nicht wissen, werden es ziemlich schnell lernen. Wenn die Redskins American Football spielen, draußen in einem Stadion im ärmeren Osten der Stadt, geht gar nichts mehr auf dem Autobahnring, während sich in den U-Bahn-Stationen überproportional viele Menschen in weinroten Trikots drängeln. Weinrot ist die Klubfarbe.

"Touchdown!", tönt es bald laut aus den Kneipen, in denen Fernseher stehen, die Kinoleinwand-Dimensionen haben. "Toller Pass über zwanzig Yards!" Oder: "Wie konnte Campbell nur den Ball verlieren?" Campbell, Jason Campbell, ist der Quarterback, der Dirigent, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Weil die Redskins häufig verlieren, ist Campbell so etwas wie Washingtons Prügelknabe. Jetzt hat er sozusagen Konkurrenz bekommen, denn auch ein Ersatzspieler sorgt für Ärger. Robert Henson ließ die buhenden Anhänger aufbrausend wissen, wofür er sie hält, nämlich für "untreue Blödmänner, die von neun bis fünf bei McDonald's arbeiten".

Das ist natürlich nicht der Grund dafür, dass die Redskins demnächst am Obersten Gericht von sich reden machen. Richtig, an jenem Supreme Court, über den die US-Nation spricht, weil dort mit Sonia Sotomayor erstmals eine Frau mit lateinamerikanischen Wurzeln einzieht. Neun Juristen in dunklen Roben. Die letzte Instanz. Man kann sich kaum vorstellen, was sie mit dem Gerangel auf dem Football-Feld zu tun haben soll. Nun, es geht um den Namen des Klubs. "Rothäute. Das schlimmste Wort, das man sich für einen Ureinwohner Amerikas vorstellen kann", protestiert Suzan Shown Harjo, eine Schriftstellerin vom Stamm der Cheyenne. "Es bedeutet, einen Menschen nach seiner Hautfarbe zu charakterisieren. Geht es noch diskriminierender?" Deshalb zieht Harjo vor Gericht. Die Redskins, fordert sie, sollen nicht mehr Redskins heißen.

Chiefs, Blackhawks, Indians 

Auch die Namen anderer Teams sind manchen ein Dorn im Auge - im Football gibt's noch die Kansas City Chiefs (Häuptlinge), im Eishockey beispielsweise die Chicago Blackhawks, im Baseball die Cleveland Indians. Es war einmal populär in den USA, im Sport die Erinnerung an Indianer zu wecken. Offenbar, weil es nimmermüden Kampfgeist signalisieren sollte. Jedenfalls gab es noch 1970 dreitausend Vereine mit solchen Namen, heute sind es nur noch knapp tausend. Höchste Zeit, findet Harjo, dass sich auch die Redskins eines Besseren besinnen. Immerhin liegt es schon 17 Jahre zurück, dass Sprecher der Urvölker zum ersten Mal Klage einlegten, damals noch beim Amt für Patente und Markennamen. Die Sache verlief im Sande, weshalb Harjo nun auf die höchste Instanz baut.

"Die Tapferen auf dem Kriegspfad! Kämpft für das alte DC!", singen die Fans der Redskins, DC steht für District of Columbia, den Hauptstadtbezirk. Auf ihren Hemden tragen sie das Konterfei eines Häuptlings mit Federschmuck. Wetten, dass dabei kaum einer an vertriebene Ureinwohner denkt? "Schlimm genug", findet Suzan Shown Harjo. "Und höchste Zeit für eine Geschichtslektion." (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD Printausgabe 12.10.2009)