Vorläufiger Abschluss eines Mammut-Unternehmens: Das Wiener AKH erhielt die offizielle Urkunde, wonach es nunmehr - samt Forschung und Lehre der MedUni Wien - nach der international verwendeten Qualitätsnorm ISO9001:2008 zertifiziert ist. Das bedeutet: Überall wurden Qualitätsmanagement-Systeme etabliert. Für ein so großes Krankenhaus inklusive der Universitätskliniken, Forschungs- und Lehreinrichtungen ist das im deutschsprachigen Raum offenbar eine Premiere.
"Wir hatten das Zertifizierungs-Audit im Juni dieses Jahres. Ich bin besonders stolz, dass wir jetzt am AKH ein gemeinsames Qualitätsmanagement in Patientenbetreuung, Forschung und Lehre haben. Es wird jährlich ein Überprüfungs-Audit geben, alle drei Jahre kommt es zu einem Zertifizierungs-Audit", sagte der Chef des Wiener AKH, Reinhard Krepler, Dienstag früh gegenüber der APA.
Was ein wenig sperrig klingt, hat für die Patienten direkte Auswirkungen: Praktisch vom Ankommen beim Portier bis zur Entlassung aus dem Spital samt - so notwendig - der Übergabe zu einer ambulanten Weiterversorgung sollen die organisatorischen Abläufe stimmen. Wer schon in der Eingangshalle scheitert, an den geht womöglich dringend benötigte Spitzenmedizin vorbei - oder der Ablauf wird beschwerlich und überkompliziert. Die Problematik am Ende: Eine verpatzte Entlassung aus dem Krankenhaus kann dann im Endeffekt den bereits im Spital erzielten Therapieerfolg zunichtemachen, wenn die entsprechende Nachbetreuung fehlt oder der Informationsfluss nach außen nicht erfolgt.
400 Standard Operating Procedures
Das Wiener AKH mit 26 Universitätskliniken (42 Abteilungen), rund 2.100 Betten, pro Jahr rund 700.000 betreuten Patienten bei 1,85 Mio. Anlassfällen, Forschung und Lehre ist ein hoch komplexer Betrieb. Umso mehr müssen Qualität sowie ein System zur laufenden Verbesserung und zur Identifizierung von Schwachstellen funktionieren. Krepler: "Für wichtige medizinische Prozeduren wurden an den Universitätskliniken mittlerweile bereits rund 400 Standard Operating Procedures erstellt. Sie werden im Intranet publiziert und stellen für alle Kliniken eben einen Standard dar, wie vorgegangen werden soll."
Das Erreichen der ISO-Zertifizierung war ein jahrelanger Prozess. AKH-Qualitätsmanagerin Andrea Gröger: "Wir haben 1997/1998 mit Teilbereichen begonnen. 2006/2007 haben wir nach der Zertifizierung der Universitätsklinik für Innere Medizin I (Leiter: Christoph Zielinski) dann auf die Zertifizierung des Gesamtsystems AKH umgestellt." In Österreich ist als große Klinik beispielsweise das LKH Klagenfurt zertifiziert, ebenso wichtige Teile der Universitätskliniken in Innsbruck und Graz. Allerdings gibt es im deutschsprachigen Raum bisher noch kein derart großes "Haus" samt Universitätskliniken, das diese Stufe des Qualitätsmanagements erreicht hat. Krepler: "Ich glaube, dass in Zukunft alle Krankenhäuser zertifiziert werden sein müssen, die mit Krankenkassen abrechnen." Für den Wiener Krankenanstaltenverbund läuft derzeit ein Gesamtprojekt, in das auch das AKH eingebunden ist.
Im Qualitätsmanagement inbegriffen ist auch die Beteiligung aller Beschäftigten im AKH. So erklärte Krepler vor einiger Zeit in einem Interview: "Das ist keine 'Chefsache'. Die Angehörigen unseres Reinigungsdienstes wissen am besten, wo welcher Bodenbelag in unserem Spital optimal ist. Wir brauchen ihre Expertise genauso wie das Detailfachwissen unserer Ärztinnen und Ärzte oder der Angehörigen des Pflegepersonals." Von allen Beteiligten sollen Informationen kommen, die Fehler verhindern und Verbesserungen bringen sollen. Der AKH-Chef sagte dazu: "Wenn wir einen Fehler machen, sollten wir ihn wenigstens nicht wiederholen." (APA)