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In der ORF-Gesetzesnovelle wird eine Frauenquote von 45 Prozent festgeschrieben werden.

Foto: APA/Schneider

Den Knüller beim Journalistinnenkongress lieferte die amtierende Frauenministerin gleich bei der Begrüßung: „Wir werden im ORF-Gesetz eine Quote festschreiben, die sich an der Quote im Bundesgleichbehandlungsgesetz orientiert: 45 Prozent im Unternehmen ORF", kündigte Gabriele Heinisch-Hosek an. Für diese Änderung im ORF-Gesetz erntete sie spontanen Applaus der rund 300 angemeldeten Frauen im großen Saal der Industriellenvereinigung. 

Darauf die Mitinitiatorin des Kongresses und ehemalige Frauenministerin Maria Rauch-Kallat: „45 Pozent sind gut, 50 Prozent sind unser Ziel". Ebenso wie Woman-Chefredakteurin Euke Frank ist Rauch-Kallat gespannt auf heftige Diskussionen und sich fürchtende Kollegen.

Karlheinz Kopf: "Quotenregelung wird es im ORF-Gesetz sicher nicht geben"

Die Regelung sieht 45 Prozent Frauenanteil bei Ausschreibungen vor. Einig ist sich Heinisch-Hosek allerdings lediglich mit VP-Familienstaatssekretärin Christine Marek. Der schwarze Klubobmann Karlheinz Kopf dementierte kurze Zeit später: "Eine Quotenregelung wird es im ORF-Gesetz sicher nicht geben", sagte er zur APA. Die SPÖ stellt sich hinter ihre Ministerin. Die Quote sei mit Heinisch-Hosek abgestimmt, sagte Marcin Kotlowski, Pressesprecher von SP-Medienstaatssekretär Josef Ostermayer. 

"Dieser Zug ist auch unter bürgerlich sozialisierten ORF-Frauen nicht aufzuhalten", sagt die ORF-Gleichstellungsbeauftragte Monika Rupp. 42,4 Prozent Frauen zählt sie im ORF, in der höheren Verwendungsgruppe dünnt sich der Anteil freilich bis auf 14 Prozent aus. Jährlich werden im Schnitt zehn neue Jobs im ORF ausgeschrieben: „Fünf davon wollen wir haben", insistiert Rupp. Die Umsetzung in der Praxis "prüfen wir gerade", sagt Kotlowski. 

"Gelebte Praxis" 

Die Frauenquote "entspricht unserer gelebten Praxis", sagt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: "Wir versuchen seit meinem Amtsantritt bei gleicher Qualifikation immer die Frau zu bevorzugen." Der grüne Mediensprecher Stefan Schennach sieht die Quotenregelung „höchst an der Zeit. Momentan sind Frauen dort, wo es etwas zu moderieren gibt. Dahinter stehen Männer, in deren Händen die gestaltende Macht ist." 

FPÖ-Mediensprecher Harald Vilimsky hält die Ankündigung für einen "Schlag ins Gesicht der Frauen" und "diskriminierend für Männer". Es könne nicht sein, dass ein guter männlicher Journalist nicht zum Zug kommt, weil er keine Frau ist", sagt Vilimsky. Der ORF habe kein Geschlechterproblem, sondern ein strukturelles. Die Regierung agiere "völlig an den Problemen vorbei". (Astrid Kuffner, Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 15.10.2009)