Die Zeile Touch me, I'm sick! betitelt nicht nur den berühmtesten Song der Seattler-Grunge-Erfinder Mudhoney, er steht als Chiffre für das ganze Genre, das mit Nirvana bekanntlich eine Weltrevolution ausgelöst hat. Mudhoney profitierten nie in dem Ausmaß von ihren Verdiensten, dafür leben sie noch und veröffentlichen in schöner Regelmäßigkeit und unbeirrt von irgendwelchen Moden Alben, denen die ewige Renitenz gut ansteht.

Zumal die Rezeptur von damals weitgehend unverändert geblieben ist: übersteuerte, dreckig produzierte Lärmgitarre, Schlagzeug-Gedröhn, entlehnt bei diversen Sixties-Punk-Bands, sowie die Einsicht, dass man eben nichts besser kann als genau das. Das reicht allemal für einen kleinen Gedenkgottesdienst am kommenden Sonntag, wenn Mudhoney um Mark Arm in der Wiener Arena draufhauen werden. Dort, wo sie einst mit Tirolerhüten standen, und "Free Tyrol from the Austrian Empire" forderten. G'scheit deppert, aber super! (flu / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.10.2009)