Wien - Nach herben Verlusten im Vorjahr sieht sich der börsenotierte Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern wieder auf dem Weg zurück in die Normalität. Gesunkene Rohstoffpreise, niedrigere Kosten und stabilere Wechselkurse in Osteuropa halfen dem operativen Ergebnis im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2009/10 auf die Sprünge - es verbesserte sich von minus 10,1 Mio. Euro in den ersten sechs Monaten des Vorjahres auf plus 43,9 Mio. Euro.
Bei einem stagnierenden Umsatz von 1,03 Mrd. Euro verdiente Agrana im Berichtszeitraum netto 34,8 Mio. Euro und traf damit die Analystenerwartungen. Im Vorjahreszeitraum hatte noch ein Verlust von 21,4 Mio. Euro in den Büchern gestanden. Agrana war damals in die roten Zahlen gerutscht, weil vor allem Abwertungen im größten Geschäftsfeld Fruchtkonzentrat auf dem Ergebnis lasteten. Dieser Bereich war nun wieder mit 10,5 Mio. Euro deutlich positiv. Der Umsatz blieb hier mit 411 Mio. Euro stabil. Höhere Absatzmengen bei Apfelsaftkonzentrat seien durch niedrigere Preise kompensiert worden.
Stammgeschäft bleibt stabil
Das traditionelle Stammgeschäft Zucker entwickelte sich mit einem Ergebnis von 13,1 Mio. Euro stabil, der Umsatz ist aufgrund von geringerem Quotenzucker-Absatz und sinkenden Preisen in Folge der EU-Zuckermarktreform um 3,2 Prozent auf 371,4 Mio. Euro gesunken. Dem gegenüber sind die Exporte von Nicht-Quotenzucker - bei höheren Weltmarktpreisen - gestiegen.
Das Segment Stärke wies wegen der deutlich geringeren Getreidepreise ein stark verbessertes operatives Ergebnis von 20,4 Mio. Euro (nach 0,4 Mio. Euro) aus. Durch die Vollauslastung der Bioethanol-Kapazitäten in Österreich und Ungarn ist der Umsatz mit 251,8 Mio. Euro stabil geblieben.
Einen konkreten Ausblick für das Geschäftsjahr 2009/10 (per Ende Februar) gab Agrana nicht. Der Umsatz soll aber auf dem Vorjahresniveau von rund 2 Mrd. Euro liegen. Beim operativen Ergebnis werde sich die Erholung des ersten Halbjahres fortsetzen, erläuterte Agrana-Generaldirektor Johann Marihart am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. An das Ergebnisniveau von vor zwei Jahren werde man heuer aber noch nicht anknüpfen können, sagte Finanzvorstand Walter Grausam.
An der stabilen Dividendenpolitik wolle Agrana dennoch festhalten. Im Vorjahr wurden trotz Verlust 1,95 Euro je Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet.
Rückgang der Nettoverschuldung
Die 2006/2007 eingeläutete Reform des EU-Zuckermarktes mit ihren Quotenrückgaben und Exportbeschränkungen hat der Zuckerbranche einiges abverlangt und auch Agrana zu einem mehrjährigen Sparprogramm gezwungen. "Verbessern und Sparen wird uns auch in den nächsten Jahren begleiten", gab Agrana-Vorstand Johann Marihart am Donnerstag bei der Halbjahres-Pressekonferenz den Weg vor. Neben Kosteneinsparungen bei Energie und Rohstoffen sollen auch im Verkauf neue Kunden angesprochen werden, ergänzte Agrana-Vorstand Fritz Gattermayer.
Gespart werde auch bei den Investitionen, die im ersten Halbjahr 2009/10 bei 16,3 Mio. Euro lagen und damit signifikant unter jenen des Vorjahres (32,6 Mio. Euro) und unter dem aktuellen Abschreibungsniveau, sagte Marihart.
Sichtbar werde der Sparkurs demnach auch in der reduzierte Nettoverschuldung und den daraus resultierenden geringeren Finanzierungskosten, sagte Finanzvorstand Walter Grausam. Durch niedrigere Vorräte habe sich das Working Capital reduziert. Gemeinsam mit den niedrigeren Investitionen und einem Zufluss von 40 Mio. Euro aus EU-Restrukturierungszahlungen hat sich die Nettoverschuldung um 91,4 auf 378,7 Mio. Euro verbessert.
Durch die geringeren Schulden, einem gesunkenen Zinsniveau und gestärkten Wechselkursen einiger osteuropäischer Währungen drehte auch das Finanzergebnis im ersten Halbjahr um 10,5 Mio. Euro auf plus 2,4 (nach minus 8,0) Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote blieb mit 46,4 Prozent weiterhin "sehr solide".
Agrana gehört zur Raiffeisen-Gruppe Österreichs. Der deutsche Nahrungsmittelkonzern Südzucker hält indirekt knapp 38 Prozent. An der Börse legte die Agrana-Aktie bis 12.45 Uhr um 1,44 Prozent auf 66,90 Euro zu. (APA)