Süd-Waziristan: Rückzugsgebiet unterschiedlicher Aufständischer zwischen Pakistan und Afghanistan.

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Hakimullah Mehsud, Anführer der Tehrik-i-Taliban Pakistan (TTP).

foto: reuters tv

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Die Hälfte der Bevölkerung ist bereits aus Süd-Waziristan geflohen

foto: ap/Ishtiaq Mahsud

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Die pakistanische Armee in Süd-Waziristan

foto: ap/Stephen Graham

Von einer Reise nach Süd-Waziristan ist in nächster Zeit noch mehr abzuraten als sonst: In dieser 6.500 kmgroßen bergigen und kargen Landschaft an der Grenze zu Afghanistan hat die pakistanische Armee ihre Offensive gegen die Aufständischen gestartet. Die unzugängliche Region ist Rückzugsgebiet für Terroristen aller Art. Seit dem US-Krieg in Afghanistan 2001 halten sich hier bis zu einem Dutzend unterschiedlicher militanter Gruppen versteckt.

Rückzugsgebiet für Terroristen

Es wird vermutet, dass sich mindestens 10.000 Kämpfer hier befinden, die meisten davon Paschtunen, die es schon seit der britischen Kolonialherrschaft gewohnt sind, gegen Eindringlinge zu kämpfen. Dazu gesellen sich rund 1.000 Usbeken, eine Hand voll islamischer Extremisten aus dem Westen und mehrere Al Quaida-Mitglieder aus dem arabischen Raum. Der prominenteste Name: Osama Bin Laden, der vor allem von CIA-Seite noch immer in dieser Grenzregion vermutet wird.

Einen Rückschlag erlitten die Aufständischen im August 2009, als ihr gemeinsamer Anführer Baitullah Mehsud, der die Dachorganisation Tehrik-i-Taliban Pakistan (TTP) 2006 gegründet hatte, durch eine Rakete von einer US-Drohne getötet wurde. Auch seinen Nachfolger Hakimullah Mehsud wollte man zunächst eliminiert haben, er gab jedoch am Tag seiner Todesmeldung eine Pressekonferenz. Unter dem neuen Anführer verübten die Terroristen in Pakisten in den vergangenen zwei Wochen mehrere Selbstmordanschläge, bei denen mehr als 100 Menschen ums Leben kamen.

Die Armee

Die von den USA unterstützte pakistanische Armee will 28.000 Soldaten für die Offensive entsenden."Wir werden kein Erbarmen mit ihnen haben, weil es unsere Absicht und unser Entschluss ist, sie loszuwerden. Es gibt für sie keinen Platz in Pakistan, das verspreche ich", so Innenminister Rehman Malik bei der Ankündigung der Militäroffensive. Der unter Zugzwang stehende Staatspräsident Asif Ali Zardari erklärte: "Wir werden unseren Kampf bis zum Tod des letzten Terroristen fortsetzen." "So Gott will, wird mit einer geglückten Operation der Frieden wieder einkehren in dieser Region", sagte Militärsprecher Athar Abba.

Humanitäre Katastrophe

Die Zivilbevölkerung hat auf die lange geplante Militäroffensive bereits reagiert: Rund die Hälfte der 500.000 Einwohner Süd-Waziristans ist bereits auf der Flucht. Sie tragen damit zur Verstärkung der humanitären Katastrophe bei, die mit der Armee-Offensive im Swat-Tal begann, bei der zwei Millionen Pakistanis flüchteten.

Ist die Operation Erfolg versprechend?

Analysten, wie M Ilyas Khan von BBC, zeigen sich auf Grund der aktuellen Anschläge skeptisch, was einen Erfolg der Militäroperation betrifft. Die Terrorgruppen hätten sich nach dem Tod ihres Kommandanten Baitullah Mehsud schnell wieder organisiert. Die aktuellen Anschläge hätten gezeigt, dass sie fähig seien, simultane Anschläge auch auf gut gesicherte Anlagen durchzuführen. Robert Birsel von Reuters ist skeptisch, was die Schlagkraft der pakistanischen Armee betrifft, die Militäroffensive in Süd-Waziristan könnte der härteste Test für sie seit langer Zeit werden. Bei einem Militärschlag im Jahr 2004 habe man hier starke Verluste hinnehmen müssen, in viele entlegene Regionen sei man bisher noch nicht vorgedrungen. Dazu komme, dass die Aufständischen aus Süd-Waziristan mit Unterstützung ihrer Kameraden aus Nord-Waziristan rechnen können.

Für einen Sieg der Armee spricht wiederum die mögliche Unterstützung durch die US-Streitkräfte, die hier zuletzt verstärkt Drohnen eingesetzt hatten. Ein Sprecher der US-Armee hat vor kurzem gemeint, dass der Bodeneinsatz trotz mancher Mängel erfolgreich sein könnte, und man so schnell wie möglich Hubschrauber und aus dem Irak-Krieg gebrauchtes Kriegsgerät dafür frei machen wolle. (rasch, derStandard.at, 15.10.2009)