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Dietmar Constantini: "Ich denke mir was dabei, auch wenn es nicht funktioniert".

Foto: AP/ Michel Euler

Paris/Wien - Dass Stefan Maierhofer in der 18. Minute den Franzosen Florent Malouda ausgerechnet mit Veli Kavlak, den er von Rapid kennen müsste, verwechselt hat, war schon Pech. Dieser Irrtum hatte böse Auswirkungen, Maierhofer (was macht der eigentlich im eigenen Strafraum?) leitete mit einem perfekten Fehlpass die 1:3-Niederlage gegen Frankreich ein. Dass er danach vom "schönsten Beruf der Welt" gesprochen hat, verblüffte, irgendwann sollte ein Medikament gegen ausuferndes Selbstvertrauen entwickelt werden.

Österreich hat die WM-Qualifikation als Dritter abgeschlossen, das stand schon nach dem mühsamen 2:1 gegen Litauen fest. ÖFB-Präsident Leo Windtner sagte: "Das Ziel wurde erreicht, wir spielten auch diesmal ambitioniert, die Mannschaft hat Charakter, das System Constantini greift, und seine Handschrift ist zu spüren. Das Potenzial ist vorhanden."

Darauf hingewiesen, dass man mit 14 Punkten der schwächste aller Dritten gewesen ist, kratzte der Präsident aber doch noch leicht die Kurve. "Man darf das, vor allem eine klare Niederlage, nicht bejubeln. Die Gefahr, die Dinge zu rosig zu sehen, besteht nicht. Es gibt viel Arbeit." Windtner fügte einen Satz hinzu, dessen Bedeutung er vermutlich unterschätzt hat. "Nur sympathisch zu sein, ist auf Dauer zu wenig." Dass er den Kurzeinsatz des David Alaba, mit 17 Jahren, drei Monaten und 20 Tagen der jüngste ÖFB-Kicker aller bisherigen Zeiten, "herzergreifend" fand, ist rührend. Abgesehen davon war Alaba kein Nachteil.

Dietmar Constantini war am Tag danach zwar kein zerknirschter Teamchef, aber doch ein nachdenklicher, leicht trotziger. Dass er auf Roman Wallner, den Besten gegen Litauen, verzichtet hatte, erklärte er nicht wirklich. "Hätte Maierhofer getroffen, hätte ich alles richtig gemacht. Ich nehme das auf meine Kappe." Dass er Ekrem Dag von Beºiktaº Istanbul zweimal nicht aufgestellt hat, begründete er nachvollziehbar. "Er ist lieb, hat sich im Training jedoch nicht wirklich aufgedrängt."

Auf seinen Kapitän Paul Scharner war Constantini ein bisserl böse, die rechte Seite der Österreicher war für die linke der Franzosen eine Hetz - wobei es schon Constantini war, der Scharner zum Außenverteidiger machte. Der Teamchef versicherte: "Mein Ziel ist es nicht, so aufzustellen, dass es die Journalisten nicht erraten. Ich denke mir etwas dabei."

"Kein Träumer"

Der Teamchef betonte, nichts schönzureden. "Ich bin kein Träumer. Ein Franzose entspricht dem Marktwert der ÖFB-Mannschaft. Da muss es einen Klassenunterschied geben, gegen die sind wir ein Zwerg. Wir machten zu viele Fehler. Auch wir sind da, um Fußball zu spielen. Aber manchmal sollte man die Haut einfach nur raushauen." Er weiche von seinem Weg nicht ab. "Unter dem Stress, etwas falsch zu machen, leide ich nicht. Ich wurde ja verpflichtet, weil es davor nicht gepasst hat." Es gebe rund 40 Kicker, die das Zeug haben, ins Team zu kommen. "Gegen Frankreich hätten halt alle 40 spielen müssen."

Constantinis Bilanz lautet: drei Siege, drei Niederlagen, ein Unentschieden. Bis September 2010 stehen nur Freundschaftspartien an, das Jahr 2009 wird am 18. November abgeschlossen, Europameister Spanien kommt nach Wien. Motto: Riese besucht Zwerg. Das große Ziel ist die Teilnahme an der EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine. Constantini: "Sich dafür nicht qualifizieren zu wollen, wäre eine dumme Vorgabe." Über Andreas Ivanschitz werde er übrigens frühestens im Frühjahr reden. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 16.10.2009)