Das Internet-Unternehmen Google hat die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel an seinem Buchprojekt zurückgewiesen. "Es gibt einige Missverständnisse zum Programm von Google Books", sagte Google-Justitiar David Drummond am Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse. "Wir scannen keine urheberrechtlich geschützten Bücher in Europa ein. Und wir erkennen an, dass es für jedes Land eine andere Regelung geben kann."

Urheberrecht auch im Internet

Merkel hatte am Wochenende in ihrem Video-Podcast erklärt, die Bundesregierung lehne es ab, "dass ohne jeden urheberrechtlichen Schutz die Bücher einfach eingescannt werden, wie dies von Google gemacht wird". Das Urheberrecht müsse auch im Internet seinen Platz finden. Drummond erklärte vor Journalisten, in den USA stütze sich Google Books auf das "Fair-Use"-Prinzip im Copyright-Recht. Er äußerte sich zuversichtlich, dass es in dem noch andauernden Rechtsstreit Anfang November eine Einigung gebe. Er erwarte, dass die noch offenen Fragen geklärt würden, so dass die vor einem Jahr mit der US-Verlagsbranche abgeschlossene Vereinbarung mit einigen Änderungen bestätigt werden könne.

Bilaterale Vereinbarungen

Google bemüht sich darüber hinaus um bilaterale Vereinbarungen mit Verlagen. Nach Angaben des Unternehmens wurden bisher weltweit rund 30.000 solcher Partnerschaften abgeschlossen, darunter mehr als 9.000 mit Verlagen in Europa. Bei Google Books wurden bisher mehr als zwei Millionen Bücher eingescannt und im Internet verfügbar gemacht - bei urheberrechtlich geschützten Werken meist auf einige Seiten mit dem Suchbegriff begrenzt. Für die erste Hälfte des kommenden Jahres plant Google einen neuen Dienst für den Vertrieb von elektronischen Büchern.

Ein Angebot für BuchhändlerInnen

Google Editions sei vor allem ein Angebot für BuchhändlerInnen, die Investitionen in den Aufbau eines eigenen Online-Shops scheuten, sagte der Google-Books-Manager Tom Turvey. Die Käufer von E-Books könnten die erworbenen Bücher dann im Browser lesen, auf ihrem Computer sowie auf allen Arten von mobilen Geräten. Die Einnahmen sollen so aufgeteilt werden, dass 45 Prozent des Kaufpreises an den Verlag und 55 Prozent an Google gehen. Davon werde dann "der größte Teil" an den Buchhändler weitergereicht, sagte Turvey.(APA/AP)