Während die PR-Maschine von Microsoft die Trommeln für die bevorstehende Markteinführung von Windows 7 rührt, bleibt der Softwarekonzern relativ still bei einer anderen Art von Windows: Den Schaufenstern für seinen ersten Shop in Scottsdale in Arizona, der gleichfalls nächste Woche eröffnet werden soll.

PCs, Handys, Zubehör und natürlich den Zune

Nebst Windows und anderer Microsoft-Soft- und Hardware soll es in diesem und den geplanten folgenden Microsoft-Shops ausgewählte PCs, Handys, Zubehör und natürlich den Zune, Microsofts Version des iPod, geben. Die Geschäfte nehmen Anleihe bei Apples Handelsstrategie: Innerhalb von sieben Jahren ist Apple erfolgreichster US-Händler geworden.

Ein weiterer Microsoft-Store soll wenige Wochen später in Kalifornien eröffnet werden; sind die Läden erfolgreich, sollen weitere folgen. Nach US-Medienberichten will der für Retail zuständige Microsoft-Vizepräsident David Porter Microsoft jeweils in nächster Nähe von Apple präsentieren. In Kalifornien befinden sich die Konkurrenten in derselben Shopping-Mall, in Arizona sind sie mehrere Kilometer voneinander entfernt.

Nummer eins im US-Handel

Als Apple 2002 seine ersten eigenen Geschäfte unter der Obhut des früheren Target-Managers Ron Johnsons eröffnete, fehlte es nicht an Prophezeiungen, dass eigene Geschäfte für den Computerhersteller nicht funktionieren könnten. Das Gegenteil trat ein: Apples Glaspaläste, deren Markenzeichen großzügige Glasfassaden sowie breite Glasaufgänge in vielen Stores sind, wurde nach Umsatz pro Fläche Nummer eins im US-Handel. 2007 setzte Apple 4032 Dollar um (pro Quadratfuß), an zweiter Stelle lag das Schmuckimperium Tiffany mit 2066 Dollar, der Elektronikmarkt Best Buy mit 930 Dollar erst an dritter Stelle, erhob Fortune. Rund 250 Stores gibt es weltweit, in Europe 28, demnächst der erste in Paris unter der Glaspyramide des Louvre, die als Inspiration für den Glaskubus an New Yorks 5th Avenue diente.

Beratung

Die Stores sind so erfolgreich, dass sie Apple jetzt ein neues Geschäftsfeld erschlossen haben: Die Computer- und Handyfirma wird den Unterhaltungskonzern Disney beim Relaunch seiner eigenen Geschäfte beraten, berichtete jüngst die New York Times. Aus den 340 Disney-Stores sollen Hightech-Mini-Unterhaltungsparks werden, damit Kinder länger verweilen und quasi als Nebeneffekt ihre Oldies zu mehr Einkäufen nötigen. Ein Disney-Store in Madrid soll zu den Ersten gehören, die verwandelt werden. Dahinter steht die Verflechtung zwischen Apple-Chef Steve Jobs und Disney: Seit dem Verkauf seines Trickfilmstudios Pixar ist Jobs Disneys größter Einzelaktionär und Board-Mitglied. Der "Magic Touch" , der Apple saniert hat, soll jetzt auch den Disney-Läden neuen Glanz verleihen.(Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 16. Oktober 2009)