Die Postalm südlich des Wolfgangsees - angeblich das größte Almgebiet Österreichs - wird von mehreren interessanten Gipfeln umgeben, von denen der Braunedlkogel eine besondere Stellung einnimmt, er bietet nämlich die umfassendste und schönste Aussicht in der Runde. Daher wird er auch relativ häufig bestiegen, obgleich die beiden Routen, die zu seinem höchsten Punkt führen, teilweise sehr steil, daher auch anstrengend sind und gute Kondition verlangen.
Der Berg - für den sich in manchen Karten und Publikationen auch die Schreibweisen Braunedel und Braunedelkogel finden - lohnt aber die Mühen und den Schweiß reichlich, denn die Rundsicht lässt keinen Wunsch offen, sofern das Wetter einigermaßen gut ist. Der Blick zum Dachstein, zum Gosaukamm mit der markanten Bischofsmütze entzückt nicht weniger als die Sicht zum Hochkönig samt dessen berühmten Nachbarn wie Hoher Göll, Watzmann oder Untersberg.
Doch damit ist's nicht getan: Es zeigen sich auch ein Teil der östlichen Hohen Tauern mit Hochalmspitze, Hafner und Ankogel, das Tote Gebirge mit dem Großen Priel und der Grimming im Norden des steirischen Ennstales. Die vielen Erhebungen der Osterhorngruppe grüßen aus der Nähe, ebenso die bizarren Kalkregionen des Tennengebirges. Natürlich überschaut man die riesige und gegliederte Postalm.
Damit der Wanderer sich auch genau auskennt, gibt es neben dem Gipfelkreuz eine Panoramascheibe samt Visiereinrichtung. Für einen schönen Herbsttag mit glasklarer Luft lässt sich kein besseres Ziel wählen.
Obgleich der Ausgangspunkt der Tour schon über tausend Meter hoch liegt und sich daher die zu bewältigende Höhendifferenz in Grenzen hält, sollte man die Bergwanderung nicht unterschätzten. In den höheren Regionen ist der Weg ein richtiger „Kniaschnackler": Wer es zu schnell angeht, läuft Gefahr, dass ihm die Puste ausgeht. Schwierig ist die Route nicht, bei Nässe kann es allerdings rutschig werden.
Die Route: Vom Parkplatz 1 beim Lienbachhof steigt man in einer Dreiviertelstunde noch einigermaßen kommod zur Rettenegghütte auf, dann aber führt die rote Markierung in steiles Gelände. Man erreicht einen Sattel, von dem es nach Westen abermals sehr steil zum Gipfel des Braunedlkogels geht. Gehzeit ab Rettenegghütte zwei Stunden.
Anfangs durch Latschen, später durch Wald steigt man auf der blauen Markierung im steilen Gelände bis zu einem Sattel mit Marterl und einer Sandgrube ab. Dort hält man sich rechts und gelangt auf einem Fahrweg, später auf einem Pfad wieder zum Ausgangspunkt. Gehzeit ab Gipfel zwei Stunden.
Im Sommer besteht die Möglichkeit, bis zur Rettenegghütte mit dem Auto zu fahren, was eine „Kurzfassung" ermöglichen würde. Außerhalb der Saison ist die Straße gesperrt. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/17.10.2009)