Bratislava - Österreich erhält mit dem Bau einer Ölpipeline zwischen der OMV-Raffinerie Schwechat und Bratislava eine direkte Anbindung an das bestehende 3.000 Kilometer lange russische Pipeline-Netz. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (VP) und sein slowakischer Amtskollege Lubomir Jahnatek haben heute, Freitag, ein entsprechendes "Memorandum of Understanding" in Bratislava unterzeichnet, hieß es bei einer Pressekonferenz in Bratislava.

Die geplante "Bratislava-Schwechat-Pipeline" (BSP) ist 60 Kilometer lang und soll eine jährliche Gesamtkapazität zwischen 2,5 und 5 Millionen Tonnen Öl haben. Umgesetzt wird der Bau von der OMV und dem slowakischen staatlichen Pipeline-Betreiber Transpetrol. Damit werde erstmals die direkte Lieferung von russischen Rohöl nach Österreich direkt aus Russland ermöglicht, so der stellvertretende OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss.

OMV-Vizechef Gerhard Roiss geht davon aus, dass die Bauzeit für eine 60 km lange Ölpipeline "in der Regel maximal ein Jahr" dauert. Voraussichtlicher Baubeginn sei 2011, mit der Fertigstellung der Pipeline zwischen Bratislava und Schwechat sei somit im Jahr 2012 zu rechnen, sagte Roiss am Freitag bei einer Pressekonferenz in Bratislava.

Zurückhaltung bei Kosten

Was die Investitionskosten betrifft, gab sich Roiss zurückhaltend. 2003 habe man die Kosten noch mit 28 Mio. Euro veranschlagt. "Die neuen Kosten werden wir rechnen, wenn wir wissen, wann die Pipeline gebaut wird." Das wird wiederum vor allem in der Slowakei entschieden, wo noch vier Gesetze geändert werden müssen. Der slowakische Wirtschaftsminister Lubomir Jahnatek rechnet damit, dass diese Anpassungen noch heuer unter Dach und Fach sein könnten.

Das Projekt wird von der OMV bereits seit 2003 vorangetrieben, es wurde allerdings u.a. durch die Auflösung des russischen Yukos-Konzerns und die damit verbundenen Unklarheiten über die Eigentümer-Struktur des Projektpartners Transpetrol verzögert. Transpetrol gehörte damals zu 49 Prozent der Yukos Finance und befindet sich heute zu 100 Prozent im slowakischen Staatsbesitz.

Die Finanzierung des Projektes sei bereits gesichert, erklärte Jahnatek. Die beiden beteiligten Firmen - OMV und Transpetrol - hätten speziell für dieses Projekt bereits das Kapital gesichert. Das bedeute "aus österreichischer Sicht freie Marktfinanzierung", präzisierte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V). Bauträger sind auf slowakischer Seite die Transpetrol und auf österreichischer Seite die Bratislava-Schwechat-Pipeline GmbH, an der die Transpetrol 74 Prozent hält und die OMV 26 Prozent.

Aus slowakischer Sicht sei wichtig, dass die neue Pipeline auch einen "Reverse Flow" - also einen Öltransport von Westen nach Osten - ermöglichen werde, sagte Jahnatek. Das bedeute, dass die Slowakei im Krisenfall auch Öl aus dem italienischen Triest erhalten könnte. Mitterlehner unterstrich, dass die neue Pipeline zu mehr Wettbewerb "und damit Versorgungssicherheit" führen werde, aber auch zu einer "Preiselastizität nach unten". Derzeit wird die Raffinerie Schwechat vom Hafen Triest aus über die Transalpine Ölleitung und weiter über die Adria-Wien-Pipeline mit Rohöl versorgt. (APA)