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In der zweijährigen Polizeiausbildung stehen 710 Unterrichtseinheiten im Fach Einsatztraining auf dem Stundenplan.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - 21 Liegestütze, das ist derzeit für junge Männer die größte Hürde auf dem Weg zu einer Polizeikarriere. Sechs von zehn Bewerbern schaffen den körperlichen Fitnesstest nicht. Frauen haben dagegen mit den für sie vorgeschriebenen zwölf Liegestützen kaum ein Problem. Beide Geschlechter zeigen bei der Aufnahmeprüfung in den Polizeidienst allerdings deutliche Deutschschwächen, mehr als der Hälfte wird empfohlen, vor dem nächsten Antreten entsprechende Sprachkurse beim Arbeitsmarktservice zu absolvieren. Am anderen Ende der Polizeiausbildung wartet dafür ab heuer erstmals der akademische Grad "Master of Arts in Security-Management".

Der neue Masterstudiengang an der Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt ist zwar auf Polizeioffiziere zugeschnitten, steht aber auch Privatpersonen offen. Ab Dezember werden vorerst einmal 25 Personen vier Semester lang auf höchste Führungsfunktionen vorbereitet. Einen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang (sechs Semester) an der FH gibt es seit 2006, erst vor wenigen Wochen haben die ersten zwanzig Bachelors of Art in Police Leadership die Ausbildung abgeschlossen.

Werner Jungwirth, Geschäftsführer der FH Wiener Neustadt, ist stolz auf den Ausbau im tertiären Bildungssektor, der gemäß internationalen Richtlinien alle fünf Jahre akkreditiert werden muss. Und Innenministerin Maria Fekter (VP) sieht sich damit ihrem erklärten Ziel, "Österreich zum sichersten Land der Welt zu machen", einen bedeutenden Schritt näher.

Anklage wegen Todesschuss

Schon jetzt nimmt jeder der 27.000 Beamten alle zwei Monate an einer internen Fortbildungsmaßnahme teil. Die dafür zuständige Sicherheitsakademie mit ihren 150 hauptamtlichen Lehrern bietet hunderte Kurse, darunter auch Schießübungen. Letztere hält Fekter mit jährlich rund 500 Trainingsschüssen für mehr als ausreichend. Auf Kritik an Schusswaffengebräuchen - zum Beispiel im Fall des erschossenen 14-jährigen mutmaßlichen Einbrechers von Krems oder des im Vorjahr auf der Flucht erschossenen Motorradfahrers bei Gänserndorf - antwortet Fekter mit folgender Statistik: "2008 gab es sechs dienstliche Schusswaffengebräuche gegen Menschen. Aber 2000 Beamte wurden bei Einsätzen verletzt." Wie am Freitag bekannt wurde, muss sich der Polizist, der dem mutmaßlichen Motorraddieb nachgeschossen hatte, vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Wien kündigte eine Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge an. Das Strafgesetzbuch sieht dafür eine Strafe zwischen einem und zehn Jahren Gefängnis vor.

Zurück zum Start: Bewerber für den Polizeidienst dürfen nicht jünger als 18 und nicht älter als 30 sein. Für Frauen gilt eine Mindestgröße von 1,63 Meter, für Männer 1,68 Meter. Auch österreichische Staatsbürgerschaft ist Voraussetzung. Wer nicht unbescholten ist, nicht schwimmen kann oder keinen B-Führerschein hat, braucht sich gar nicht erst zu bewerben. Auch Tätowierungen, die sich nicht unter der Uniform verbergen lassen, oder hartnäckig verteidigte Punk-Frisuren lassen sich zumindest derzeit mit der Ausübung der Staatsgewalt nicht vereinen.

Künftige Polizistinnen und Polizisten müssen zwei Jahre die Schulbank drücken, insgesamt fünf Monate davon sind für Praktika in Dienststellen vorgesehen. Das Bruttogehalt in der Grundausbildung beträgt (ohne Zulagen) 1117, 90 Euro. Das erste Jahr nach der Dienstprüfung muss derzeit in Wien absolviert werden. (Michael Simoner, DER STANDARD Printausgabe, 17./18.10.2009)